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© dpa

Neuer US-Botschafter: Philip Murphy: Diplomat mit weißer Weste

Am Freitag landet der neue amerikanische Botschafter in Berlin. Der Ex-Banker Philip Murphy lebt mit Familie in Dahlem. Früher war er Finanzchef der Demokraten.

Am Freitag früh fliegt der neue amerikanische Botschafter Philip Murphy in Berlin ein. Abgeholt wird er vom ranghöchsten Vertreter der Botschaft, Robert Pollard, und einem Repräsentanten des Auswärtigen Amtes. Obamas Mann in Deutschland dürfte keine Probleme haben, sich rasch einzuleben. Von 1992 bis 1997 leitete er in Frankfurt die Deutschland-Zentrale der Investmentbank Goldman Sachs. Er spricht die Sprache und ist Mitglied der Atlantik-Brücke, die sich für deutsch-amerikanische Freundschaft einsetzt. Im Jahr 2006 gab er seinen Job als Banker auf und wurde Finanzchef der Demokraten. Obamas Team sammelte unter seiner Führung die Rekordsumme von 640 Millionen Dollar ein. Auch er selbst soll aus seinem millionenschweren Privatvermögen gespendet haben. Nach langer Zeit bekamen in seiner Ära die Demokraten wieder mehr Spenden als die Republikaner.

Dass es etwas länger gedauert hat, bis ein neuer Botschafter nach Berlin entsandt wurde, lag an der eingehenden Prüfung möglicher Kandidaten. Eine schneeweiße Weste gerade auch in Finanzfragen war Bedingung. Am 9. Juli hat US-Präsident Barack Obama seinen neuen Botschafter nominiert. Der US-Senat bestätigte den Kandidaten am 7. August. Am 13. August folgte die offizielle Vereidigung.

Bis Philip Murphy Bundespräsident Horst Köhler sein Beglaubigungsschreiben übergeben kann, werden wahrscheinlich noch etwa vier Wochen ins Land gehen. Alle drei bis fünf Wochen gibt es im Schloss Bellevue einen Empfang für neue Botschafter. Am heutigen Mittwoch akkreditieren sich die Botschafter Ugandas, Serbiens, Albaniens und der Dominikanischen Republik. Eine Ausnahme von dieser Regel gab es im September 2001. Wegen der Anschläge auf das World Trade Center akkreditierte der frühere Bundespräsident Johannes Rau den damaligen US-Botschafter Dan Coats am 12. September, nur wenige Tage nach dessen Ankunft in Berlin .

Normalerweise nutzen die Botschafter die erste Zeit, um sich einzuleben. Es gilt ja nicht nur, das Büro am Pariser Platz zu beziehen. Auch die Residenz in der Finkenstraße in Dahlem will mit einer persönlichen Note versehen werden. Zwar ist das Haus gut eingerichtet, aber die meisten Botschafter setzen auch mit persönlichen Gegenständen und vor allem Bildern private Akzente. Der letzte Botschafter William Timken hatte in seiner Bibliothek einige Fotos hängen, die ihn und seine Frau Sue mit George und Laura Bush bei diversen Freizeitaktivitäten zeigen. Die dürfte er mitgenommen haben, als er im vergangenen Dezember seinen Posten verließ und zurückkehrte in die USA. Aber Philip Murphy hat sicherlich eine ganze Kiste mit privaten Schnappschüssen im Gepäck: Der 52-Jährige kommt mit Frau und vier Kindern im Alter von sechs, acht, zehn und zwölf Jahren nach Berlin.

Viel Raum für Neues also. Philip Murphy ist wie seine beiden Vorgänger ein politischer Botschafter, den der Präsident persönlich ausgewählt hat. Nachdem die beiden Botschafter, die George Bush entsandt hatte, immer auch mit Vorbehalten gegen ihren Präsidenten konfrontiert waren, dürfte Obamas Mann mit offenen Armen empfangen und entsprechend schnell heimisch werden.

Mit dem Amtsantritt Murphys wird es dann auch wieder mehr Kontinuität an der Spitze der US-Botschaft geben, die erst im Juli vergangenen Jahres am Pariser Platz eröffnet wurde. Nach William Timkens Amtsabtritt hatte zunächst der Gesandte John Koenig die Geschäfte übernommen. Dessen Zeit war im Juli zu Ende. Kurz nach dem Unabhängigkeitstag verließ er die deutsche Hauptstadt. Seitdem führten abwechselnd Robert Pollard und der frühere US-Botschafter in Zagreb, Bob Bradtke, die Geschäfte. Bradtke, der sich aus Anlass der Lichtathletik-Weltmeisterschaft am Sonntag noch auf einem großen Empfang in der Telekom-Repräsentanz blicken ließ, kehrt am heutigen Mittwoch in die USA zurück. Deshalb ist bis Freitag wieder Pollard Chargé d’Affaires.

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