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Neues Museum: Jetzt aber Dalí

Berlin surreal: Am Leipziger Platz öffnet ein Museum für den Künstler Salvador Dalí. Wer will, kann sich von Scouts durch die Ausstellungen begleiten lassen, die sich nicht nur auf seine populären Werke konzentriert

Einst forderte Salvador Dalí „Surrealismus für alle“. Mit Bildnissen von verlaufenden Uhren und brennenden Giraffen wurde er weltbekannt. Jetzt bekommt der exzentrische Künstler sein eigenes Museum in Berlin. In den Ausstellungsräumen am Leipziger Platz stehen jedoch nicht seine großen Malereien im Mittelpunkt, sondern seine Zeichnungen, Illustrationen, Grafiken, Skulpturen und zeitbegleitende Filme.

„Die anderen Dalí-Museen zeigen seine populären Werke und damit nur einen geringen Teil seines Schaffens“, sagt Kurator Carsten Kollmeier. Er will mit der Ausstellung von mehr als 400 Werken einen Querschnitt von Dalís Arbeit zeigen. Und setzt dabei hauptsächlich auf Exponate und Serien Dalís. „Seine grafischen Werke ergänzen, verstärken oder widersprechen sich und führen oftmals zu einer völlig neuen Interpretation.“

Die Arbeiten stammen aus privaten Sammlungen, deren Besitzer ihren Namen nicht preisgeben möchten. „Sie wollen Dalí im Vordergrund sehen“, sagt Kollmeier. Er kann dadurch nie gezeigte Werke des Künstlers einem breiten Publikum zugänglich machen. Außerdem sollen die Werke regelmäßig ausgewechselt werden.

In einem Rundgang auf zwei Stockwerken wird der Besucher durch Dalís „Welt des Unbewussten“ geführt. Damit sein Stil besser verstanden wird, erklären so- genannte Dalí-Scouts die Arbeiten. „Es ist keine klassische Führung, weil die Scouts nicht nur erzählen, sondern sich vorrangig mit den Besuchern unterhalten werden“, sagt Kollmeier. Man wolle dem Besucher nicht vorschreiben, wie Dalís Kunst zu verstehen sei.

„In seiner grafischen Kunst hat Dalí vor allem literarische Werke verarbeitet“, erklärt ein Dalí-Scout in einem knallroten T-Shirt bei der ersten Führung durch die Ausstellung. Zu sehen sind unter anderem die 21 Kaltradierungen von 1970 zu „Tristan und Isolde“, die 24 Farblitografien zu „Carmen“ aus dem gleichen Jahr oder die 12 Litografien zu „Don Quichotte de la Mancha“ von 1956. Der Scout erklärt die Machart der Steinzeichnungen an einer französischen Originalpresse aus dem 19 Jahrhundert:

„Eine nasse Kalkplatte wird mit fetthaltiger Farbe eingewalzt, dann wird auf ihr gezeichnet. Eine saure Lösung wirkt abstoßend auf die freie Oberfläche des Steins. So nimmt nur die Zeichnung beim späteren Einfärben die Farbe an und wird dann auf Papier gedruckt.“

Der Scout fordert die Besucher auf, ganz nah an Dalís Bilder heranzutreten. „Nur wer genau hinschaut, sieht die kleinen Details.“ Er berichtet von Dalís großer Liebe zu seiner Ehefrau und Muse Helena Dalí, genannt Gala. Und verrät: „Seine Liebe zu ihr hat er mit der Don Quichottes zu Dulcinea verglichen. Deswegen erscheint in der Serie plötzlich, nach einem Bild von Quichottes Kampf gegen die Windmühlen, ein Bild von Gala als Madonna-Figur.“

Zwei Jahre präsentierte Kollmeier bereits Dalí in Berlin. Erst in einer temporären Ausstellung im Dom-Aquaree, dann in einer Dauerausstellung am Kurfürstendamm. Mit dem Museum hofft er auf noch mehr Besucher. „100 000 pro Jahr wäre schön.“ Mindestens 25 Jahre will er das Museum am Potsdamer Platz halten. Finanziert wird die Ausstellung ausschließlich aus privaten Mitteln.

Geöffnet ist das Museum am Leipziger Platz 7 montags bis samstags von 12 bis 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 11 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Kinder unter 6 Jahren gratis. Die Führung ist im Preis inbegriffen. Internet: www.Dalimuseum.de

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