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Obama besucht Berlin: "Ich bin kein Berliner"

Barack Obama gefällt sich in seiner Rolle als mediengemachter Fast-Präsident. Doch diese Tatsache bringt ihm noch lange keine historische Rede an der Siegessäule. Reagan und Kennedy hatten es da wesentlich einfacher. Der US-Präsidentschaftskandidat wird sich also etwas einfallen lassen müssen.

Barack Obama ist zwar (noch) kein Präsident, wird aber oftmals als solcher wahrgenommen und behandelt. Er selbst scheint sich in der Rolle zu gefallen, nicht umsonst brachte er für den Berlin-Besuch am 24. Juli zunächst das Brandenburger Tor ins Gespräch. Jetzt redet der US-Präsidentschaftskandidat an der Siegessäule, was die Messlatte für seine Rhetorikkünste nicht unbedingt tiefer legt. Denn seit 1945 sind elf US-Präsidenten nach Berlin gekommen und haben dabei viel Geschichtsträchtiges gesagt.

Nicht alle äußerten sich so beispielhaft sinnbildlich wie John F. Kennedy, doch die Stippvisiten von Carter, Reagan, Nixon & Co. haben eins gemeinsam: Wichtige außenpolitische Fragen wurden erörtert, speziell jedoch die Lage der Stadt Berlin vor, während und nach der Mauer. Nachfolgend finden Sie eine kurze Übersicht der Besuche, die im Gedächtnis blieben:

John F. Kennedy spricht 1963 vor dem Rathaus Schöneberg. 300.000 Menschen kommen, um seiner Rede zu folgen. Von seinen Worten bleibt nicht viel mehr in Erinnerung als "Ich bin ein Berliner." Wahrscheinlich, weil er nur diesen Satz auf Deutsch spricht, hingegen den Rest seiner Rede auf Englisch hält.

Richard Nixon, von 1969 bis 1974 im Amt, reist im Februar 1969 nach Berlin und hält im Schloss Charlottenburg und vor Siemens-Arbeitern eine Rede. Er betont, dass Berlin trotz der Teilung "eine Stadt in einer Nation" sei.

Jimmy Carter, der von 1977 bis 1981 US-amerikanischer Präsident war, besucht Berlin im Juli 1978. Er hofft natürlich, dass die Mauer bald fallen weird und gastiert in der Kongresshalle in Tiergarten und am Luftbrückendenkmal in Tempelhof. Dort sagt er den entscheidenen Satz: "Was immer sei, Berlin bleibt frei."

Ronald Reagan steht zwar redetechnisch etwas im Schatten Kennedys, sein Satz "Mister Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!", bleibt aber im Gedächtnis, obwohl Reagan ihn nicht auf Deutsch spricht. Reagan besucht Deutschland während seiner Amtszeit zwei Mal. 1987 ist er in Berlin zu Gast.

Bill Clinton absolviert während seiner Amtszeit (1993 – 2001)  drei Berlin-Besuche. Am 12. Juli 1994 spricht er vor dem Brandenburger Tor, 50.000 Menschen verfolgen seine Rede. Er äußert sich stolz über die Tatsache, mit dem damaligen Bundeskanzler Kohl durch das Brandenburger Tor laufen zu können. Dies sei seinen Vorgängern bisher verwehrt geblieben. "Amerika steht an ihrer Seite. Jetzt und für immer" und "Berlin ist frei" sind die Sätze dieses Besuchs geblieben sind. Vier Jahre später, am 14. Mai 1998, sagt Clinton anlässlich des 50. Jubiläums der Luftbrücke auf Deutsch: "Berlin bleibt doch Berlin."

George W. Bush besucht vier Mal deutsche Gefilde, im Gegensatz zu seinem Vater, der von 1989 bis 1993 Präsident der USA war und nie nach Deutschland reiste. In die Hauptstadt kommt er zwei Mal: 2002 und zuletzt im Juni (Foto). Öffentliche Reden hält er während seiner Berlin-Besuche jedoch nie. Für viel Kritik sorgt allerdings seine Aussage, dass er zwar seine Wortwahl im Vorfeld des Irakkrieges bedauere, nicht aber den Einmarsch der US-Truppen.

Am 24. Juli sollen die Berliner nun Barack Obama an der Siegessäule zuhören. Ob seine Worte allerdings so geschichtsträchtig werden, wie die seiner Vorgänger ist fraglich. Denn die historischen Voraussetzungen sprechen nicht für ihn. Dass er über transatlantische Beziehungen reden wird, ist klar. Dafür braucht der 46-Jährige allerdings keinen Besuch in Berlin.

Was sollte in der Rede des US-Präsidentschaftskandidaten auf keinen Fall fehlen? Soll er sich zur Stadt Berlin äußern? Wenn ja, welche lokalen Themen hätten auch internationalen Charakter? Schreiben Sie uns Ihre Wünsche und Empfehlungen in die Kommentare.

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