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Panik im Ballhaus: Probenauftakt für Udo Lindenbergs Musical

Im Januar startet am Potsdamer Platz Lindenbergs Musical „Hinterm Horizont“. Seit Mittwoch wird unter Udos kritischem Blick geprobt, vorerst in Neukölln.

Es nuschelt wieder in Berlin. Udo Lindenberg, Altrocker mit Hut, Eierlikör-Maler und berühmteste Sonnenbrille der Republik, ist erneut in der Stadt. Und bald langfristig einer der vielen Neuberliner? Alles Gerüchte, noch steht nichts fest. Außer, dass Udo künftig öfter hier sein und Ende des Jahres vorübergehend herziehen will, um der Entstehung seines Musicals „Hinterm Horizont“ näher zu sein. Dafür wurde am Mittwochnachmittag erstmals geprobt, weswegen der Panikrocker für wenige Tage nach Berlin kam.

Am 13. Januar soll das Stück im Theater am Potsdamer Platz anlaufen. Weil dort noch bis Sonntag „Dirty Dancing“ gespielt wird und dann für Udos Rock-Oper umgebaut werden muss, hat Regisseur Ulrich Waller die Proben bis Dezember ins Ballhaus Rixdorf am Kottbusser Damm in Neukölln verlegt. Der aufstrebende Szenekiez ist sowieso rockiger als der Touristentreffpunkt Potsdamer Platz. Alle 33 Schauspieler waren gestern im Ballhaus dabei, darunter natürlich auch der Deutsch-Türke Serkan Kaya, Udos Bühnen-Ich, der bei einer Kostprobe dem echten Udo zum Verwechseln ähnlich aussah, aber noch nicht ganz so viel Rock in die Stimme kriegte. Josephin Busch spielt das innig besungene „Mädchen aus Ostberlin“ und kommt passenderweise wie im Lied aus Pankow, wo sie schon als Kind von der Mutter mit Udo-Liedern beschallt wurde. Die Story: Bei seinem DDR-Auftritt im Palast der Republik 1983 verknallt sich Jessy in den Sänger, die Liebesgeschichte rund um Stacheldraht und Mauer, Osten und Westen kann beginnen. Es soll aber „keine Ostalgie-Klamotte“ werden, „eher eine East-Side-Story“, sagt der Sänger, der den Mauerfall schon lange vor 1989 besungen hatte. Die Musical-Liebe gibt es übrigens wirklich, sie heißt Manuela. Im echten Leben allerdings hatte die Geschichte kein Happy End. Kontakt haben die beiden aber noch immer und es wird sogar hin und wieder gemunkelt, ob aus den Begegnungen ein kleiner Lindenzwerg entstanden ist – im Musical ist es jedenfalls so.

Bis das startet, sind im Theater am Potsdamer Platz Kunstwerke des Rockers zu sehen. Bei den rund 40 Bildern, Fotos und ergänzenden Dokumenten, darunter auch Stasi-Akten, dreht sich alles um Mauerfall und Wiedervereinigung. Dazu gehört auch ein künstliches Mauerstück, das Lindenberg bei der Vorstellung des Musicals im Oktober vor amüsiertem Publikum bemalte.

Mit seinen 64 Jahren kommt Lindenberg nicht zur Ruhe. Erst am Montag, am Vorabend des Mauerfalljubiläums, eröffnete er die Ausstellung „Bunte Republik Deutschland“ im brandenburgischen Neuhardenberg. In der Schinkel-Kirche gab er einige seiner Hits zum Besten – und hätte fast den anwesenden Bundespräsidenten geduzt. „Christian“ war ihm schon rausgerutscht, dann wechselte er schnell wieder ins respektvolle „Sie“. Dennoch mahnte er Wulff, er möge bei der Vertragsunterzeichnung für verlängerte Laufzeiten der Atomkraftwerke „einen kleinen Gichtanfall bekommen“, der eine Unterschrift verhindere. Die Bitte an das „junge Talent“ Wulff wiederholte er am Mittwoch.

Wenige Tage zuvor wurde der Sänger mit dem Jacob-Grimm-Preis für deutsche Sprache geehrt, an diesem Donnerstag erhält er in Potsdam den Bambi für sein Lebenswerk. Das soll noch lange nicht fertig sein. Lindenberg will sein erstes Unplugged-Album einspielen und ein eigenes Panikmuseum eröffnen, vielleicht sogar in Berlin. Ende des Jahres steht voraussichtlich der Umzug an, eine 70-Quadratmeter-Suite im Grand Hyatt am Potsdamer Platz neben dem Musicaltheater ist schon angefragt. Wie lange er bleibt, lässt Lindenberg offen. Dann sollte es aber genug Möglichkeiten geben, damit ihn die BVG in den 1983 besungenen Sonderzug nach Pankow setzen kann. Die Bauarbeiten an der Linie U2 dauern bis Mitte Dezember. Dann habe der Altrocker aber keine Zeit, hieß es vor einigen Wochen. Dabei hatten sich die BVG-Chefs schon überlegt, welche historischen Wagen sie benutzen wollten. Nun soll es 2011 klappen. Wie auch immer: Berlin jedenfalls wird zur Panikzentrale.

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