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PARTY Gänger: Box+Bar

Das Gute an Theaterpartys ist, dass man nie lange aufs Tanzen warten muss. Die Schamfrist, bis sich jemand auf die Fläche wagt, ist kurz oder nicht vorhanden.

Das Gute an Theaterpartys ist, dass man nie lange aufs Tanzen warten muss. Die Schamfrist, bis sich jemand auf die Fläche wagt, ist kurz oder nicht vorhanden. Das ist so, weil fast alle Theaterleute sich gerne inszenieren, produzieren, kurzum ein wenig egozentrisch sind, was den Abend unterhaltsamer macht und die Party besser.

Die Clubabende in der Box+Bar gibt es jetzt seit einem Jahr. Als dritte Bühne hat das Deutsche Theater letztes Jahr die Box ins Foyer der Kammerspiele gestellt. Eine kleine Bühne, auf der vor allem junge Regisseure und Schauspieler „ausprobieren“, wobei das natürlich reichlich untertrieben ist. Die Bar vor der Box gab es schon vorher, allerdings war sie nur selten geöffnet. Jetzt ist sie ein glänzend neu designter Tresen mit viel Platz zum Cocktailmixen dahinter. Ansonsten ist nicht viel an Einrichtung hinzugekommen. Barhocker und rote Couchs stehen herum, die Säulen sind verspiegelt und der Boden in der Mitte glänzt und könnte auch in einer Tanzschule sein. Eher eine Lounge als ein klassischer Club. Die Leute sind entsprechend entspannt. Neben den Regisseuren und Schauspielern trifft man hier auch auf Theaterpublikum, das erst mal am Tresen steht und je nach Stück wild oder gar nicht diskutiert. Und auf Partygänger, die zur Einstimmung des Abends in Mitte vorbeigekommen sind und hier ihren Aperitif nehmen wollen. Und das jeden Freitag, im „Club Freitag“, oder auf den Premieren-Partys. Das läuft übrigens auch woanders wunderbar: Die Schaubühne hat mehrmals im Monat die Autistic-Disco, die Volksbühne hat den roten und grünen Salon gleich nebenan und das Gorki schmeißt ebenfalls gerne Partys.

Im Deutschen Theater ist die Musik ein guter Mix aus Tanzbarem und Originellem. Party, R&B und Hiphop, je nach DJ und Abend. Manchmal legt DJ T-INA Darling auch ein bisschen Swing auf, dann drängen die Tanzpaare in die Mitte und wackeln mit den Knien. Und das meistens sehr professionell. Swingtänzer erkennt man daran, dass sie früher kommen, aufgebrezelter sind und ihre eigenen Tanzschuhe mitbringen. Sie machen lange Hälse und halten das Kinn gereckt, wenn sie durch den Raum gehen, als würden sie jemanden suchen. „Ich wünschte, mein Freund würde auch mal tanzen“, sagt ein Mädel am Rande und seufzt aus tiefstem Herzen, „aber er hasst Paartanzen“. „Meiner ist Knotentänzer,“ sagt die andere, „das ist auch nicht besser. “ – „Oh Gott, dieser Ehrgeiz, einen gleich fünf Mal drehen zu müssen,“ meint eine Dritte. Und dann gucken sie wieder in die Mitte auf die Tanzfläche, wo ein Alter gerade behände seine Dame vorbeiführt, während ein anderes Paar swingend fast am Boden angelangt ist. Dazwischen bewegen sich zwei freie Tänzer, die sich aber niemals aus den Augen verlieren. Alle machen irgendwie Theater, und alle amüsieren sich prächtig. Vor der verspiegelten Säule steht eine Stange, die auch in einer Stripteasebar stehen könnte und an Flashdance erinnert. Noch hängen die Leute davor ab. Alles nur eine Frage der Zeit. Johanna Lühr

Deutsches Theater, Schumannstraße 13a, „Club Freitag“ ab 22 Uhr, diesen Freitag legt der DT-Schauspieler Pedro Stirner auf, Eintritt ist frei, Informationen unter www.boxundbar.de

Johanna Lühr

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