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PARTY Gänger: CCCP

Wenn man in Berlin nach russischen Partys fragt, dann sagen alle: ja klar, der Kaminer. Fragt man die Russen, kommen hundert andere Namen und – ach ja, die Russendisko – hinterher.

Wenn man in Berlin nach russischen Partys fragt, dann sagen alle: ja klar, der Kaminer. Fragt man die Russen, kommen hundert andere Namen und – ach ja, die Russendisko – hinterher. Die russische Partyszene ist riesig in Berlin. Weil nicht nur die Russen hingehen, sondern alle. Einer der Treffpunkte ist das CCCP. Es liegt an der Torstraße, wie das Kaffee Burger. CCCP sind die kyrillischen Buchstaben für die Sowjetunion und der Name steht auf einem alten Surfbrett, das über den zugeklebten Fenstern hängt. Das sieht von außen nicht gerade einladend aus. Aber mit den Clubs ist das so wie mit den italienischen Restaurants, je hässlicher die Fassade, desto besser schmeckt es.

Öffnet man die Tür des CCCP, steckt man gleich mittendrin. Die Bar liegt vor einem, links davon stehen ein paar Sperrmüllsessel und Sofas. Darüber glitzert eine Diskokugel. An der Tapete hängt ein Foto der beiden Besitzer mit einer Kalaschnikow in der Hand. „Das ist Glam- Trash, Kitsch, wir lieben das“, sagt einer der beiden, Vlad, der Anfang der 90er von St. Petersburg nach Berlin gekommen ist und vor drei Jahren das CCCP eröffnet hat. Er steht an der Bar, über der an einer Wäscheleine falsche Geldscheine hängen und redet so schnell, wie das nur Russen können. Und das ist auch sein Konzept. In einem Club muss man reden! Miteinander trinken! Sich verbrüdern! Die Musik spielt da eher im Hintergrund. Meist ein Mix aus den 60er Jahren, manchmal auch aus den 80ern und Russisches eher selten. So genau hinhören tut keiner, auch wenn das Gequatsche im Laufe des Abends langsam verebbt. Denn nachdem man ein paar Stunden nebeneinander gesessen und getrunken hat (Wodka, was sonst), die Leute babuschkamäßig ihre winterlichen Kleiderschichten ablegen und die Jackenstapel immer höher werden, beginnt irgendwann immer einer zu tanzen. Kurz darauf rockt der ganze Raum. Dass es dafür eigentlich weder Tanzfläche geschweige denn Platz gibt, stört zu dem Zeitpunkt schon keinen mehr, was auch ein bisschen mit dem Wodka zu tun haben könnte, aber nicht nur.

Jedenfalls vermengen sich die White-Trash-Amis, japanische Touristen, Mitte-Russen und alle Arten von Berlinern zu einem Partyvolk. Der Witz der Russenparty ist, dass alles egal ist – Hauptsache, es ist lustig. „Die leben einfach im Jetzt, die Russen“, meint ein Freund und Russenkenner mit melancholischem Blick, „wenn sie leiden, dann leiden sie richtig, aber wenn sie feiern, kennen sie keinen Morgen“. Johanna Lühr

CCCP, Torstraße 136, Dienstag bis Samstag ab 22 Uhr.

Johanna Lühr

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