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PARTY Gänger: Kit Kat Club

Damit man es gleich weiß: Die Kleiderbügel liegen in der Plastikwanne links neben dem Eingang und kosten nichts. „Wohl zum ersten Mal hier, wa?

Damit man es gleich weiß: Die Kleiderbügel liegen in der Plastikwanne links neben dem Eingang und kosten nichts. „Wohl zum ersten Mal hier, wa?“, fragt die Frau an der Garderobe. Ertappt.

Der Kit Kat Club ist in der Köpenicker Straße, hinter der U-Bahnstation Heinrich-Heine-Straße, sieht außen aus wie eine Bude. Früher war er in der alten Schultheiss-Mälzerei in Schöneberg, noch früher im ehemaligen Metropol am Nollendorfplatz, bis er letzten Sommer nach Mitte zog und sich nun mit dem „Sage“ die Räume teilt. Kit Kat, so hieß der verruchte Nachtclub im Film „Cabaret“, das im Berlin der 20er Jahre spielte. Rauschhaft, überdreht und sexuell freizügig ging es dort zu, so soll es auch hier sein.

„Carneball Bizzare“, heißt es heute. Fetisch, Lack und Leder, Glamour oder Glitzer, das ist der Dresscode für den Abend. Die Dame an der Garderobe nimmt Jacke und Handy an sich. Sie trägt ein weißes Netz-T-Shirt, durch das ihre rot umrandeten Brustwarzen blinken, sonst trägt sie nichts. Auch auf den Bügeln hängt nicht viel Kleidung. „Viel Spaß!“, ruft sie noch hinterher. Mal sehn. Links herum geht es zum Pool. Liegestühle stehen am Rand.

Neben der Bar liegen weiße Loungekissen, auf denen sich ein Mann in kurzer schwarzer Lederhose räkelt wie eine faule Katze. Es ist nicht viel los hier. Langsam bummelt ein Mädchen in einem korsettähnlichen Kleid und ein Mann mit Schottenrock und Lackoberteil zur Bar. Mit Drinks verschwinden sie im Tanzraum.

Dort drinnen ist es dunkler, das Licht schimmert, die Wände sind in bunten Acrylfarben bemalt: Frauen mit riesigen Brüsten inmitten psychodelischer Muster. An den Seiten stehen ein paar rotbezogene Betten und Sessel, eine kleine Tür führt in den nächsten Raum, an der silbernen Stange davor hängt eine Frau mit langen, blondgefärbten Haaren. Alles in allem eine eigentümlich leidenschaftslose Gesellschaft. Hier schwingt ein Kerl versonnen seine langen grauen Haare, dort bemalt ein Junge im Rollstuhl die Brüste eines Mädchens, ein Mann, das halbe Gesicht von einer Ledermaske verdeckt, grinst schief, und ein junger Spund in hohen Stiefeln und mit ein paar Lederriemen um den Leib greift seiner Partnerin mechanisch in das Bustier. „Gibt auch krassere Abende“, sagt der Mann auf dem Barhocker – mit mehr Sex, meint er. Dabei müsste er sich nur umdrehen: ein Paar in sehr, sehr inniger Umarmung. Als es vorbei ist, rollt sich die Frau auf die Seite, der Mann verlässt den Raum, die Party geht weiter. An der Garderobe hält ein Mädchen, mit nichts an als weißen Hot Pants, ihre Marke hin: „Ich bräuchte noch mal meinen Puder, Gesicht und Brust auffrischen“, erklärt sie. „Ach Schätzchen“, sagt die Dame mit dem Bügel in der Hand, „bei dir weiß man ja gar nicht, wo man zuerst hingucken soll.“ Johanna Lühr

Kit Kat Club, Köpenicker Straße 76, Freitag und Samstag ab 23 Uhr, Sonntag ab 8 Uhr Afterhour. An diesem Samstag wieder „Carneball Bizzare“.

Johanna Lühr

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