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Party Gänger: Minimalismus im Keller: Das Icon

Was hat nur das Schild mit der Aufschrift "Diskothek" zu bedeuten, das seit geraumer Zeit über dem Eingang zum Icon-Club in Prenzlauer Berg hängt?

In Berlin hat ja jede Kleinigkeit immer gleich was zu bedeuten – sie wird analysiert, interpretiert und in einen großen Gesamtzusammenhang gestellt. Was soll einem dann das Schild mit der Aufschrift „Diskothek“ sagen, das seit geraumer Zeit über dem Eingang zum „Icon“ hängt?

Schon von Weitem leuchtet es in aufdringlichem Pink. Berliner Club-Understatement geht anders. Man könnte jetzt natürlich die Nase rümpfen und das Schild als Anbiederversuch an den Easy-Jet-Set deuten. Damit täte man den beiden Betreibern des Icons aber unrecht. Wer den Club kennt, der weiß, dass er mit einer Diskothek so viel gemein hat wie ein Hollywood-Blockbuster mit einem europäischen Autorenfilm. Jet-Set, Schickimicki, Glanz und Glitzer: Damit wollen Lars Döring und Pamela Schobeß nichts zu tun haben. Vor mehr als 13 Jahren eröffneten sie das Icon und brachten als eine der ersten den Prenzlauer Berg auf den Ausgehplan. Der Club befindet sich in einem Kellergewölbe der ehemaligen Groterjan-Brauerei. Da, wo vor 100 Jahren noch Malzbier produziert wurde, tanzt Berlins Nachtvolk nun zu Drum’n’ Bass und Elektro.

Es sind auffällig junge Besucher, die an diesem Abend gekommen sind, viele von ihnen so um die 20. Die meisten tragen legere Kleidung und Turnschuhe, was Sinn macht, denn die steile Treppe hinunter zur Tanzfläche ließe sich in High- Heels kaum bewältigen und Designer- Kleidchen würden sich mit den unverputzten Ziegelwänden ebenfalls nicht vertragen. Der herbe Geruch, der einen umgibt, erinnert an die Frühphase des Nachwende-Nachtlebens. In Berlin gibt es nicht mehr viele Orte, an denen man das noch erleben kann. Die Einrichtung ist minimalistisch – so minimalistisch, dass man fast gar nicht von einer Einrichtung sprechen kann. In dem Raum neben der Tanzfläche stehen lediglich ein paar Sitzbänke, mehr Komfort will das Icon nicht bieten. Vielleicht ganz bewusst. Denn wer hierherkommt, der will nicht herumsitzen und Partysmalltalk halten. Wer ins Icon geht, der kommt wegen der Musik und will tanzen. Nachts gegen zwei füllt sich die Tanzfläche allmählich – in der Zeitrechnung von Clubgängern ist das früher Abend. Die Beats aus den Boxen lassen Haut und Magengegend vibrieren. Die Luft ist stickig. Wer einen schwachen Kreislauf hat, der sollte zum Durchatmen besser schnell nach draußen gehen. In diesem Moment erklärt sich dann auch das Schild über dem Eingang. Es muss wohl ironisch gemeint sein.

Cantianstraße 15, Prenzlauer Berg. Freitags und samstags ab 23.30 Uhr

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