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PARTY Gänger: Zur Möbelfabrik

Jetzt mal was ganz ohne Glamour. Nach dem Geglitter und vor der Jahresenddramatik ein Ort, wo man noch ganz entspannt und sozusagen präsilvestermäßig vorfeiern kann.

Jetzt mal was ganz ohne Glamour. Nach dem Geglitter und vor der Jahresenddramatik ein Ort, wo man noch ganz entspannt und sozusagen präsilvestermäßig vorfeiern kann. In den Keller der Möbelfabrik muss man hinabsteigen. Und das ist dann auch Programm: runterkommen.

In einem Hinterhof in der Brunnenstraße in Mitte liegt die Möbelfabrik. Vorne eine Galerie, dann noch eine und im dritten Hof geht eine Treppe hinunter in den Keller. Die Backsteinwände sind unverputzt, unter der Decke hängen Heizungsrohre und hinter der Bar zieht es durch den Lüftungsschacht. Früher war dies der Lagerraum einer Fabrik für Sportmöbel, heute hängen hier riesige Fußball-Kickerfiguren aus Pappmaché von der Decke, eine Kunstinstallation von Karen Linnenkohl. Denn dies ist auch ein Kunstkeller. Am Mittwoch endet die eine Ausstellung und am Donnerstag eröffnet die nächste. Und das sind dann immer Vernissagen der etwas anderen Art. Mit Bier statt Sekt, Videos auf weißen Bettlaken und Kunst zum Kaufen.

Low Budget, das sei ihr Credo, meint der Chef des Kollektivs, das sich um den Laden kümmert. Er sitzt in irgendeinem der labyrinthischen Hinterzimmer, wo man den Soundcheck nicht so laut hört, und streckt die Beine vom Sessel. Sie seien der Ikea unter den Clubs. Und das meint er natürlich positiv. Gut und günstig, und am Ende gingen doch alle gerne hin.

Obwohl der Ikea-Vergleich natürlich ein wenig hinkt, jedenfalls was die Einrichtung angeht. Denn die ist alles andere als Standard. Heizung gibt es nicht (das besorgen die Rohre unter der Decke), Ledersessel und Sofas könnten tatsächlich vom Sperrmüll kommen (und hier passt das auch mal) und ein Kühlschrank steht erst seit kurzem hinter dem Tresen (früher reichte der Lüftungsschacht). Die Einrichtung verändere sich ständig, sagt der Chef, klopft auf die Theke und schmunzelt ein wenig – man könne auch sagen, sie werde optimiert. Das Ergebnis ist durchaus charmant. Die Musik spielt je nach Abend. Weder die DJs sind Diven noch sind es die Gäste. Erinnert einen an die Untergrundclubs der 90er Jahre, findet der Mann mit Parka am Kickertisch. Kein Schnickschnack und nur das Nötigste zum Zusammenpacken. Seine Kumpanin nickt. Es müsse ja nicht immer Champagner sein, sagt sie. Auf keinen Fall. Und vor Silvester schon gar nicht.

Er freue sich über den Punker, der sein eigenes Bier mitbringt, genauso wie über den Mittehippster oder den neugierigen Touristen, sagt der Chef. Nur ab und zu kämen Leute für Filmaufnahmen vorbei. Wenn die dann unten stehen, rümpfen sie meist die Nase, oähh, das riecht ja nach Keller. Ja genau, sagt er dann, das ist ein Keller!Johanna Lühr

Zur Möbelfabrik, Brunnenstraße 10, dienstags bis sonnabends ab 22 Uhr, Infos zu den Veranstaltungen findet man online unter www.zurmoebelfabrik.de.

Johanna Lühr

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