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Partydampfer

© promo

Partydampfer: Loveparade auf der Spree

Am Samstag wäre der Techno-Umzug 20 Jahre alt. Statt Trucks fahren an diesem Tag Schiffe durch Berlin.

Immer wieder haben ihm Freunde mit leuchtenden Augen von ganz besonderen Abenden auf dem Mittelmeer erzählt. Von Partys, die sie dort auf extra gemieteten Booten gefeiert haben, von der unvergleichlichen Stimmung, die geherrscht hat, als sich die Musik der DJs mit dem Rauschen der Wellen vermischte. Fabian Lenz, selbst passionierter Segler, war begeistert. Warum so was nicht auch in größerem Stil in Berlin aufziehen? Die Idee zu einer Bootsparade war geboren.

„Berlin, Beats & Boats“ heißt die Veranstaltung, die am heutigen Sonnabend auf der Spree steigt. Ein Jahr lang haben Lenz und sein Team geplant. Neun Ausflugsdampfer wurden gechartert, losfahren werden sie ab 14 Uhr von der Hansabrücke und vom Treptower Hafen, Tickets kosten 20 Euro und können vor Ort erworben werden. 250 Gäste passen jeweils aufs Schiff. Die Musik kommt von Clubs wie „Cookies“ und „Weekend“ oder Labels wie „Pokerflat“.

An der Oberbaumbrücke werden die Partyboote aufeinandertreffen, von dort geht es in Kolonne Richtung Müggelsee. Und dann wieder zurück. „An Bord wird ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl herrschen“, verspricht Veranstalter Fabian Lenz. Klar, denn keiner der Gäste wird die Party vorzeitig verlassen können. Um 20 Uhr legen die Schiffe wieder in Treptow an, danach geht der Abend in der Arena weiter. Nur das Wetter bereitet Lenz Kopfzerbrechen. Was ist, wenn es regnet? „Dann werden wir eben nass“, sagt Lenz und lacht. Schlimmstenfalls werde die Party dann unter Deck verlegt.

Um von den Behörden die Genehmigung für die Bootsparade zu bekommen, mussten die Macher verschiedene Auflagen erfüllen. Zur Sicherheit werden Rettungsboote der DLRG die Schiffe begleiten, an Bord wird entsprechend geschultes Sicherheitspersonal sein, Getränke werden nur in Plastikbechern ausgeschenkt. Außerdem gibt es ein Lautstärkelimit, damit Anwohner von den vorbeifahrenden Schiffen nicht gestört werden.

Mit Auflagen für Veranstaltungen im Freien kennt sich Fabian Lenz gut aus: Er war einst Geschäftsführer der „Loveparade GmbH“. 2004 stieg er nach internen Streitigkeiten aus, danach ging es mit dem großen Technoumzug bergab. Seit 2007 findet die Parade im Ruhrgebiet statt. Doch ausgerechnet in diesem Jahr, zu ihrem 20. Jubiläum, ist sie abgesagt worden. Die Stadt Bochum sei dem Andrang nicht gewachsen, so die Begründung.

In Berlin scheinen noch einige Menschen an Phantomschmerzen zu leiden. So hat sich Veranstalter Ralf Lipus die Streckenrechte auf der einstigen Paraderoute durch den Tiergarten bis 2020 sichern lassen. Doch seine „B-Parade“ hat in den vergangenen Jahren immer wieder durch Absagen Schlagzeilen gemacht. Trotzdem gibt er sich zuversichtlich, dass sie 2010 stattfinden wird.

Und auch dass Fabian Lenz ausgerechnet an diesem Sonnabend mit „Berlin, Beats & Boats“ über die Spree schippert, ist kein Zufall. In der Vergangenheit fand die Loveparade traditionell am zweiten Juliwochenende statt. Seine Bootsparade scheint eine Art kleine inoffizielle Gedenkveranstaltung an den großen Technoumzug zu sein. „Ich bedaure es nach wie vor, dass es mit der Loveparade so gekommen ist“, sagt Lenz, „eine Veranstaltung von internationaler Strahlkraft hat Berlin gut getan.“

 Nana Heymann

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