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Spontan fanden sich am Dienstag etwa 250 Menschen vor dem Alexa in Berlin ein - um der sanften Stimme von Mike Rosenberg zu lauschen. Besser bekannt ist der Singer-Songwriter, der spontan ein Gratiskonzert gab, unter dem Namen "Passenger".

© Davids

"Passenger" unter Passanten: Sänger Mike Rosenberg gab spontanes Gratiskonzert in Berlin

Einst tourte er als Straßenmusiker durch die Welt, heute füllt er große Hallen. Am Dienstag kehrte der Singer-Songwriter Mike Rosenberg, besser bekannt als "Passenger" für ein Gratiskonzert auf die Straße zurück.

Die Anekdote könnte passender nicht sein. „Als ich das erste Mal in Berlin auf der Straße gespielt habe, bestand mein Publikum aus genau drei Leuten“, erzählt der Mann mit dem Vollbart. „Einer davon hat mich mit Sachen beworfen.“ Der Lacher ist ihm sicher. Na klar, heute juckt das Mike Rosenberg nicht mehr. Als Passenger füllt er inzwischen große Hallen, sein Lied „Let her go“ läuft auf deutschen Radiosendern derzeit rauf und runter. Doch am Dienstagmittag kehrte Passenger zurück auf die Straße. Vor dem Alexa erinnerte er mit einem kostenlosen Open-Air- Konzert an seine musikalischen Anfänge. Diesmal kommen immerhin zweihundertfünfzig Leute zu dem erst vor zwölf Stunden auf Facebook bekannt gegebenen Konzert. Und dieses Mal bewirft ihn niemand mit irgendetwas.

Auf dem Boden sitzend, wippend und stehend lauschen die Fans der sanften, die Wörter liebevoll betonenden Stimme. „Wir wollten explizit nicht, dass es eine Massenveranstaltung wird“, erklärt Heike Volz, Rosenbergs Produktmanagerin vom Label „Embassy of Music“, warum nicht noch mehr Leute erschienen sind, obwohl der Brite sonst regelmäßig große Hallen füllt. Das Konzert sei bewusst auf den Zeitpunkt 12 Uhr gelegt worden, „um eine intimere Atmosphäre zu schaffen“. So, wie sie Passenger von seinen früheren Auftritten kennt. So schaffte es der Brite nicht in die Dimensionen von Robbie Williams, der im Oktober 2009 rund 10 000 Menschen vor die Max-Schmeling-Halle lockte. Auch der britische Popstar hatte spontan zu einem Gratiskonzert geladen.

Für die Fans, die wegen Mike Rosenberg alias Passenger erschienen sind, ist die Intimität der Veranstaltung womöglich eine einmalige Gelegenheit, den Singer-Songwriter noch einmal von ganz nah zu erleben: Der 28-Jährige gibt vor seinem Auftritt bereitwillig Autogramme an aufgeregte Zwölfjährige – die um diese Uhrzeit wohl in einer Bildungseinrichtung der Stadt vermisst wurden. Jung und Alt sitzen nur einen Meter vom Musiker entfernt auf dem Boden in der Sonne und singen seine Lieder auswendig mit. Passenger macht Wunschkonzert. „My Heart’s on Fire“, ruft eine, „wegen diesem Lied sind wir hergekommen“ – er spurt bereitwillig, ganz der Straßenmusiker.

Simon Reindl ist nur zufällig hier gelandet, auf dem Weg zur S-Bahn. „Die Stimme kennste doch“, dachte er und blieb stehen. „Ich mag ihn lieber mit der ganzen Band zusammen“, gesteht Reindl, „aber die Atmosphäre, die er alleine schafft, ist auch super.“ Naomi Hobbes und Abby Barrett aus Edinburgh dagegen haben über Twitter vom Konzert erfahren und freuen sich über das musikalische Highlight ihres Berlinbesuchs. „Seine Texte sind tiefgründig und seine Musik beruhigend“ sagt Barrett begeistert, „ein Glücksfall“.

„Entschuldigung, dass ich so traurige Lieder spiele an einem so sonnigen Tag“, sagt Rosenberg ins Mikrofon, die Menge lacht. Eingerahmt vom Fernsehturm zu seiner Rechten und der ratternden S-Bahn im Hintergrund ist deutlich zu erkennen, dass das Herz dieses Mannes im Holzfällerhemd noch immer der Straßenmusik gehört.

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