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Popkonzert: Die Herrscherin der Kinderzimmer

Auftritt der Woche: LaFee spielt am Montag in Berlin. Teenie-Metal, was sonst. „Ich stehe 8000-prozentig dahinter“, sagt sie.

Kinder, holt die Faschingsschminke raus, LaFee kommt in die Stadt. Am heutigen Montag tritt die Sängerin in der Columbiahalle auf. Zu erwarten ist eine opulente Show. Beginn ist schon um 18.30 Uhr, die Kleinen müssen ja am nächsten Morgen wieder in die Schule. Da springen und kreischen die Teenies und jene, die mal einer werden wollen, aufgeregt vor ihren Mamas und Papas. Sie wollen die 18-Jährige sehen, die mit Songs wie "Heul doch“, "Prinzesschen“ oder ganz neu "Ring frei“ die Kinderzimmer beherrscht. Die Kleinen finden die LaFee ganz toll. Jede Generation hat ihr Idol.

Nur: Wer oder was ist eigentlich LaFee? Ein bisschen Gothic, ein bisschen Manga, dazu dramatische Gitarrenriffs, Texte aus der Gefühlswelt eines Teenies und eine Band im Rammstein-Look. Kurz: Teenie-Metal. Durchgestyltes Kunstprodukt, sagen die einen. Stimmt nicht, sagt LaFee, die eigentlich Christina Klein heißt: "LaFee ist kein Kunstprodukt. Ich stehe 8000-prozentig dahinter. Das bin ich.“ Sonst könne sie das auch gar nicht machen. Sie nervt der Vorwurf. Sie liebt es, Musik zu machen. Ihr neues Album ist denn auch eine wütende Abrechnung mit allen Kritikern. Trotzdem: Mit den Kostümen, den plakativen Texten und dem stets aufgemalten Tattoo an der Schläfe ist der Fingerzeig "Marketingkonzept“ nicht weit. Und nicht falsch.

"Unverblümt, direkt und ehrlich"

Angefangen hat alles mit dem Wunsch nach Ruhm. Die Tochter eines Fernfahrers und einer Imbissverkäuferin wollte entdeckt und Sängerin werden. Mit 13 singt sie im Finale der österreichischen Castingshow "Kiddy Contest“. Bei "Star Search“ in Deutschland war sie in der Vorrunde rausgeflogen – Text vergessen. Zwar gewinnt sie den "Kiddy Contest“ nicht, erreicht aber ihr Ziel: sie wird entdeckt. Bob Arnz, der Zlatko und Jürgen in die Charts brachte, hat das Gesicht gefunden für seine Vision. Er will eine Künstlerin aufbauen, die über Themen ihrer Generation singt. Ganz wichtig dabei: einschneidende Rockmusik mit Metal-Elementen. Nicht zu vergessen eine Sprache, wie sie sich Arnz bei Jugendlichen vorgestellt. Auf der Website von LaFee klingt das so: "unverblümt, direkt und ehrlich, frech und kompromisslos, ohne Schnörkel und Phrasen – so, wie die Kids halt sprechen!“ Weiter kann man lesen, dass "Christina gleich voll dabei war“. Zwei Jahre später erscheint ihr erstes Album, die Single "Virus“ macht den Startraum wahr. Inzwischen hat sie ihr drittes Album "Ring frei“ vorgelegt, drei Echos bekommen, in Frankreich, Spanien, Italien veröffentlicht. Das Konzept geht auf. Sie gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Sängerinnen.

Ihre Texte strotzen nicht gerade vor Raffinesse. Zuweilen klingen sie wie Reimversuche von Grundschülern. Aber die kaufen ja auch die Platten. Dafür kann man ihr zugutehalten, dass sie vor keinem Thema zurückscheut. Ihr Lieblingssong auf der neuen CD ist "Danke“, ein Lied für ihre Eltern. Seit dem zweiten Album schreibt LaFee ihre Texte selbst, gemeinsam mit einem Team. "Pisst du mir ans Bein / Dann piss ich zurück“ ist so eine Zeile auf dem neuen Album, der Song: "Ring frei“. Aber: Wozu mit der Sprache spielen, wenn’s auch so funktioniert.

Überraschend ist, was die in Büsbach in Aachen aufgewachsene Sängerin auf die Frage nach ihrem Vorbild antwortet: Xavier Naidoo. Wegen der tollen Stimme. Vielleicht möchte sie ja doch irgendwann mehr sein als eine Popmarke, ein Brand für Teenies mit Weltschmerz. Was sie macht, wenn der Erfolg ausbleibt – "darüber mag ich nicht nachdenken“. Die Frage ist nur, wie viel Platz Teenie- Gothic-Metal-LaFee Christina Klein für neue Wege lässt. So ein Image kann eben auch eine Zwickmühle sein.

Columbiahalle, Montag 18.30 Uhr, Tickets ab 27 Euro

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