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Stadtleben: Präsident und Einsiedlerkrebs

AUFTRITTE DER WOCHE: Außer dem ähnlichen Namen verbindet die beiden Alleinunterhalter González und Gonzales nicht sehr viel

Sie kennen sich nicht persönlich, vielleicht ist das besser so. Zumindest musikalisch könnten die beiden kaum unterschiedlicher sein. Was Gonzales und José González außer ihren gleich klingenden Nachnamen noch verbindet: Sie sind Alleinunterhalter und können ihr Publikum mitreißen, auch wenn das zu Beginn eines Konzerts in Theatersesseln Platz nimmt. Am Donnerstag kann man genau das erleben. Aber man muss sich entscheiden.

José González, 29, Schwede mit argentinischen Vorfahren, tritt im Admiralspalast auf. Gonzales, 35, Kanadier, spielt in der Volksbühne. Für beide Veranstaltungen gibt es noch Karten im Vorverkauf. Der eine mag es auf der Bühne äußerst schlicht: „José González heißt Gitarre und Gesang“, sagt der Lockenkopf. „Nicht mehr und nicht weniger.“ Meistens sitzt er auf einem Hocker und spielt ruhig sein Programm runter – auch „Heartbeats“, seine bisher erfolgreichste Single, wird dabei sein. Er sagt von sich, er sei kein „Entertainer im klassischen Sinn, ich mache zu wenig Party“. Er verlässt sich ganz auf die Wirkung seiner klaren, melancholischen Melodien, und es funktioniert.

Bei dem anderen weiß man vorher nie, was einen erwartet. Das liegt an seinen vielen musikalischen Talenten, der Mann war schon Rapper, Electro-DJ, Jazz-Pianist. Sein neues Album „Soft Power“ klingt nach Soul und Disco aus den siebziger Jahren. Auf der Bühne mag es der Kanadier am liebsten schräg: Er inszeniert sich als Paradiesvogel, trägt einen farbigen Anzug und dazu wahlweise verspiegelte Sonnenbrillen, Goldkettchen und Schnurrbart. Das darf gerne ein bisschen nach Zuhälter aussehen, ist natürlich ironisch gemeint. Und hätte Gonzales mehr Geld zur Verfügung, würde er wahrscheinlich bei jeder Show goldenes Lametta von der Decke regnen lassen.

Das Berlin-Konzert wird für Gonzales ein Heimspiel. Denn bevor der Kanadier 2003 nach Paris weiterzog, lebte er fünf Jahre lang an der Spree. Während dieser Zeit trat er oft in der Volksbühne auf, unterhielt sein Publikum mit Keyboard-Kompositionen und Tanzeinlagen. Gelegentlich durfte ihn Peaches – die Berliner Exilkanadierin – in Hot Pants auf der Bühne begleiten. Seine Shows haben Gonzales damals den Titel „Präsident des Berliner Undergrounds“ eingebracht. Den hat er sich allerdings selbst verliehen.

Überhaupt das Ego: Gonzales’ Selbstbewusstsein ist berüchtigt. Seine Plattenfirma bezeichnet ihn als „größenwahnsinnig“. Ein frühes Album trug den Titel „Gonzales Über Alles“, das war selbstverständlich auch ironisch gemeint. Der Schwede José González dagegen gilt als schüchtern, introvertiert. Manche nennen ihn „den singenden Einsiedlerkrebs“. Er würde die Schüchternheit ja gerne ablegen, sagt er. „Aber ich weiß nicht, wie.“

Vielleicht sollten sich die beiden doch einmal unterhalten. Sie könnten voneinander lernen. Vielleicht würden sie sogar feststellen, dass die Musik des jeweils anderen Künstlers große Klasse hat. Jedenfalls im Vergleich zum dritten Gonzalez im Musikgeschäft. Der heißt Wilson mit Vornamen, ist 18 und Sohn des Schauspielers Uwe Ochsenknecht. Zuerst hat es Wilson mit Heavy Metal versucht, inzwischen macht er Rockpop für die „Bravo“-Generation. Keine Sorge, ein Berlin-Konzert ist in nächster Zeit nicht geplant. Sebastian Leber

José González, Do 21 Uhr, Admiralspalast (Karten 25 bis 32 Euro, www.berlin-ticket.de); Gonzales, Do 21.30 Uhr, Volksbühne (29 Euro, Kartentelefon 24 06 57 77).

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