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Brad Pitt Angelina Jolie

© AFP

Prominenz in Berlin: "Entschuldigung, wir suchen Herrn Pitt"

Seit einer Woche steht Hollywoods Superstar für den Film "Inglorious Bastards" in der Region vor der Kamera. Er isst, arbeitet, wäscht und spielt mit den Kindern. Aber wo? Eine Spurensuche

9.17 UHR, AM SET IN STAAKEN

Psst, sagt eine Frau am Telefon, „von mir haben Sie’s nicht“, aber Brad Pitt dreht im Fort Hahneberg, „wirklich!“. Also gut, kilometerweit geht es über die Heerstraße raus nach Staaken, vorbei an Hochhäusern, früher standen hier die Container der DDR-Grenzer. Und jetzt? Schwer bewachte Wohnwagen überall, 20 Stück. Es ist die „Unit Base“ – die Hauptbasis –, das steht auf einem Schild im Gras, daneben ein kleiner Pfeil zum Fort und der Hinweis: „SET“. Hinter Bäumen sind weiße Zelte zu sehen, Kameramänner laufen durch den Wald, ein Krankenwagen parkt am Berg, da hüpft plötzlich ein Typ mit Funkgerät aus dem Gebüsch: „Kann ich Ihnen helfen?“ – „Wir suchen Herrn Pitt, Brad Pitt.“ Nee, der sei nicht da, man könne wieder gehen, schönen Tag noch. Ähm, ganz zufällig aber wollen wir hier spazieren und … „Bitte, spazieren Sie nur, weit werden Sie nicht kommen.“ Über einen Waldweg schleichen wir vor, wieder taucht ein Wachmann auf und noch einer – die Security-Leute tippen lächelnd auf ihre Funkgeräte: „Wir wissen, wer hier so Tag und Nacht den Berg hochläuft.“ 40 Männer bewachen den Dreh, immer dieselben, alles Berliner. Eine verschwiegene Truppe. Auf dem Rückweg rauscht ein abgedunkelter VW-Bus mit der Ziffer „8“ vorbei. Brad Pitt?

11.04 UHR, IM STUDIO BABELSBERG

Am Eingangstor zum öffentlichen „Filmpark“ sagt die Sicherheitsfrau: „Brad Pitt ist nicht hier, der ist drüben in den Studios – aber da kommen Sie nicht rein!“ Am Eingangstor zum nichtöffentlichen „Studio Babelsberg“ sagt niemand etwas, wir murmeln wichtig ins Telefon, nicken höflich – plötzlich sind wir drin. Schnell geradeaus, einmal links, und vor Haus 3 stehen viele abgedunkelte Autos mit einem Schild am Innenspiegel: „Inglorious Bastards – Vehicle“. Na bitte, Volltreffer! Roadies schleppen Kisten in die Halle, telefonieren, alles ziemlich klein hier – und dann: „Hallo, arbeiten Sie hier? Wo ist Ihr Bändchen mit dem Ausweis? Nein, Brad Pitt ist nicht hier“, und schon stehen wir wieder auf der Straße. Da rollt wieder dieser abgedunkelte VW-Bus mit der Ziffer „8“ vorbei und fährt auf das Gelände. Nein, sieht eher nicht nach Brad Pitt aus.

13.44 UHR, AN DER HAUSTÜRKLINGEL

Brangelina gucken? Ist ziemlich leicht: Für 2,10 Euro kann man mit dem BVG-Dampfer nach Kladow schippern und sich den Steg ansehen, die Villa, den Garten mit den spielenden Kindern darin. Ohne Fernglas geht aber nichts, deshalb: Einfach mal an seinem Haus klingeln. Das wird mit dicken grünen Planen vor neugierigen Spähern geschützt. An der weißen Plastikklingel steht kein Name, ob sie wohl funktioniert? Lieber dreimal ganz fest drücken. Da geht die Tür auch schon mit einem Ruck auf, und ein großer Wachmann in schwarzer Uniform fragt im Berliner Dialekt, was wir wollen. Obwohl er das natürlich weiß. „Mal vorbeischauen bei Familie Jolie-Pitt, können wir reinkommen?“ Natürlich geht das nicht, und wir sind auch nicht die Einzigen, die diese Woche einfach mal persönlich am Sandwerder vorbeigeschaut haben. Trotzdem bleibt der Mann sehr höflich. Und schließt leise die Tür – vor unserer Nase.

13.58, IM BIO-LADEN WANNSEE

Vielleicht machen Brangelina ja auch gerade eine Tour durch ihren Kiez, also schnell rüber zum S-Bahnhof Wannsee. Ob das Essensangebot in der kleinen Einkaufsstraße die Großfamilie überzeugt? Thüringer Bratwurst oder Döner Kebab sind ohne Probleme zu bekommen, schwieriger sieht es in Sachen Biokost aus, auf die Mama Angelina großen Wert legt. Aber immerhin: Vor dem Blumenladen stehen ein paar Kisten mit frischem Obst – und in einer liegen, na bitte!, „Bio“-Datteln. Familie Jolie-Pitt könnte aber auch spazieren gegangen sein, unten am Hafen, wo die Ausflugsboote ablegen. Dort könnten sich Pax Thien, Shiloh Nouvel, Maddox Chivan und Zahara Marley in den dicken roten Seilen der „Kletterspinne“ vergnügen. Tun sie aber nicht, deshalb schnell zurück in die Stadt.



15.58 UHR,
IM INDOOR-SPIELPLATZ

Jolie ist angeblich verreist, um die Kinder kümmert sich demnach Brad Pitt. Vielleicht hat er den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, als seine Frau sagte: „Berlin ist ein wunderbarer Ort für Kinder, es gibt viele Indoor-Spielplätze und diesen Zoo.“ Brad Pitt total unauffällig am Elefantengehege? Sehr gewagte These. Also ab ins „Pups“, den Indoor-Spielplatz in der Kochstraße. Da war die Familie schon mal. Doch von der Großfamilie – (Ob Herr Pitt an der Kasse wohl sagt: „Zwei Erwachsene plus sechs Kinder, bitte“?) – ist nichts im „Pups“ zu sehen. Obwohl auf dem zweistöckigen Spielplatz, der nur mit Socken betreten werden darf, genügend Platz wäre: Auf der Rutsche, im Tummelbecken aus weichen Plastikbällen, in der Lego-Ecke, und auch vor dem Bobbycar-Fuhrpark. Oder hängt da vielleicht doch ein kleiner Brangelina-Nachkomme im Kletternetz? Englisch spricht er, sehr verräterisch, doch da winken die Eltern fröhlich herüber und: Nein, sie sind jünger – sehr viel jünger als Mama Jolie oder Papa Pitt. Pech.

17.02 UHR, IN DER WÄSCHEREI BUCKOW

Hier, im Industriegebiet am S-Bahnhof Buckower Chaussee, wäscht Brad Pitt also seine Hemden. Hinter Bäumen steht eine Lagerhalle, „Clean Factory“ heißt die Firma. Seit dem Krieg gibt es die Wäscherei bereits, ein Familienbetrieb mit 30 Angestellten, acht Waschmaschinen – und einem prominenten Auftrag. „Jeht’s um diesen – Dings?“, fragt der Chef, Uwe Henschel, 65. Ja, Brad Pitt! Der lässt bei Ihnen in Buckow waschen, die Hemden herangekarrt in blauen Ikea-Tüten und … „hier ist er nicht“, sagt da der nette Herr Henschel und lacht, das eine sei Hollywood, das andere dreckige Wäsche, „aber jetzt seien Se bitte nich’ sauer, ich bin keen Pausenclown“. Und dann beendet Herr Henschel das Gespräch.

20.30 UHR, BEIM ITALIENER IN MITTE

Kleine Tische, Kerzenschein. Gemütlich, Pitts Lieblingsitaliener. Im „Al Contadino Sotto Le Stelle“ in der Auguststraße hat er kürzlich mit Regisseur Quentin Tarantino und anderen Filmstars gespeist. Kommt er heute? Der Chef, Mimmo Bianco, guckt ins Reservierungsbuch. Nee, der Name Pitt steht nicht drin. Nicht schlimm, meint der Wirt, „ich bin jeden Abend ausverkauft.“ Die Leute kämen zu ihm, weil’s schmeckt. Nicht wegen Brad Pitt.

20.58 UHR, BEIM SCHWEIZER IN MITTE

Per Rad geht die Suche weiter, drei Minuten entfernt stehen wir in der Lounge des Edelschweizers „Nola’s“ am Weinbergspark, nebenan: eine junge Familie. Ein Kinderwagen parkt neben den niedrigen Sesseln. Nur einer? Definitiv nicht Brangelina. Die beiden waren aber schon hier, haben gegessen „und geknutscht“, erzählt Restaurantchef Thomas Schulz. Da sei Angelina gerade schwanger gewesen. Schulz weiß noch genau, was die beiden zu Mittag hatten: Es gab eine Minestrone zu zweit, dann Tessiner Rösti (er) und Schwümli-Pasta (sie). „Mittlerweile bräuchten sie ja einen großen Tisch“, sagt Schulz und lacht. Aber hier, nein, sagt er, hier sind sie auch nicht, sorry.



21.32 UHR, BEIM FRANZOSEN IN MITTE

Rauf aufs Rad, ein paar Straßen weiter, diesmal zum Franzosen „Bandol“ in der Torstraße, da hat Brad Pitt Entrecôte gegessen. So viel verrät Hans Wiechmann. Dazu gab es Kartoffelgratin, Kräuterbutter, Tagesgemüse. „Der hier kocht super“, sagt er und zeigt auf seinen fröhlich grinsenden Koch. Mehr ist aus ihm nicht rauszukriegen. Sein Lokal ist schick, aber nicht schrill, es gibt 20 Plätze, gezahlt wird in bar. Wiechmann hat keine Lust auf Medienrummel, der störe seine Gäste nur. Der Koch reicht zum Abschied eine orangefarbene Babypaprika über den Tresen: „Für Sie“, sagt er und lächelt über unsere erfolglose Suche, „zum Trost“.

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