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Stadtleben: Punktsieg für das Ufo an der Spree

Die O2-World feiert ihren ersten Geburtstag in guter Form. Schwierig wird es für die alternde Konkurrentin Max-Schmeling-Halle

Von Anna Sauerbrey

Das Programm der O2-World liest sich wie das Defilee der MTV-Music-Awards. Britney Spears und Beyoncé Knowles waren da - im Januar kommen Depeche Mode. Das kommt an. Nach Angaben von Detlef Kornett, Europa-Chef der Betreibergesellschaft Anschutz, hat das Ufo an der Spree im ersten Jahr mit 138 Veranstaltungen 1,4 Millionen Besucher angezogen. Ganz anders dagegen die Max-Schmeling-Halle. Hier steht rhythmische Sportgymnastik auf dem Programm und ein Militärmusikfestival. Der Glanz der Halle – 2001 belagerten die Fans hier noch Madonna – verblasst immer schneller, seitdem die O2-World eröffnet wurde.

Aus Sicht der Konzertveranstalter ist die Halle am Spreeufer deutlich attraktiver als der von der Stadt subventionierte Veranstaltungsort in Prenzlauer Berg. „Hallen wie die Schmeling-Halle sind unter den modernen Anforderungen nicht mehr konkurrenzfähig. Da wurde einfach ein Kasten hingestellt, ohne die Nutzung zu bedenken“, sagte Marek Lieberberg, dessen Konzertagentur zu den größten in Deutschland zählt. Die Schmeling-Halle biete nicht die nötige Technik für aufwendige Bühnenshows.

Dementsprechend selten wird noch bei der Betreibergesellschaft Velomax gebucht. Wie aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto hervorgeht, halbierte sich die Zahl der Veranstaltungen in der Max-Schmeling-Halle seit 2007. In diesem Jahr finden voraussichtlich nur 45 Events statt. Auch ALBA hat die O2-World abgeworben. Ähnlich sieht es im Velodrom aus, das ebenfalls von der Velomax betrieben wird.

Über die durchschnittlichen Ticketverkäufe wollte die Velomax keine Auskunft geben, doch Publikumsmagneten fehlen. Eine ausverkaufte Halle verspricht wohl nur die für Dezember geplante, umstrittene Kampfsportveranstaltung „Extreme Fighting“. Senator Ehrhart Körting (SPD) hatte jüngst die Velomax aufgefordert, die Kämpfe abzusagen. Den wirtschaftlichen Spielraum dafür hat allerdings nur die Konkurrenz. Nach Informationen des Tagesspiegels hatte die O2-World die Anfrage eines Extreme-Fighting-Veranstalters abgelehnt. Ein Überangebot an Hallen für Großveranstaltungen sieht die Senatsverwaltung übrigens nicht.

Anders als die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom spüren die Betreiber kleinerer Veranstaltungshallen den neuen Konzertriesen wenig. „Der Wettbewerb findet in erster Linie unter Hallen mit ähnlichen Kapazitäten statt“, sagte Thomas Gross, General Manager der Treugast 105, die das Tempodrom bespielt. „Wir sehen das entspannt.“ Betreiber kleinerer Hallen befürchten allerdings, die Anschutz-Group könnte auf dem Areal der O2-World eine weitere, mittelgroße Konzerthalle planen. Da Anschutz nicht nur Arenen besitzt, sondern gleichzeitig auch Konzertveranstalter ist, befürchten Vertreter der Branche einen ungleichen Wettbewerb. Anschutz hat weitere Projekte auf dem Areal angekündigt, aber keine konkreten Planungen veröffentlicht. Bis dahin haben die „Kleinen" eher mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen. „Firmenveranstaltungen fallen nicht mehr so groß aus und finden nicht mehr so häufig statt", sagte Lone Bech, Sprecherin der Arena und des Admiralspalastes. Konzertkarten würden außerdem kurzfristiger gekauft. Und seltener: Deutschlandweit sind die Ticketverkäufe rückläufig.

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