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© dpa

Pyromusikale: In Tempelhof um den Schlaf gekracht

270 000 Fans werden zur "Pyromusikale“ erwartet. Doch es droht Ärger wegen des Lärmschutzes.

Was macht ein Pyrotechniker, wenn er sich noch zu Lebzeiten ein Denkmal setzen will? Den Nachthimmel über Berlin mit dem weltgrößten Feuerwerk erhellen. Schon jetzt gilt Hans-Georg Kehse als Koryphäe unter den Pyrotechnikern, drei Tage lang will er über dem Flughafen Tempelhof die Nacht zum Tag machen. Die „Pyromusikale“ vom 9. bis 11. Juli soll das weltgrößte Feuerwerk werden – und ein Tribut an den Musiker Georg Friedrich Händel.

Anlässlich des 250. Todestages Händels wollen die Berliner Symphoniker synchron mit den Lichtblitzen der Raketen in Tempelhof die berühmte Feuerwerksmusik des Musikers spielen. Und das, für Symphoniker eher unüblich, auf einer Freiluft-Bühne. Die Raketen sollen auf die Hundertstelsekunde genau zum Takt gezündet werden.

Erstmals will Kehse in Tempelhof auch bis zu 40 sogenannter Riesen-Hanabis – Japanisch für Feuerblumen – in den Himmel schießen. Bei jeder der Explosionen entfaltet sich in 850 Metern Höhe eine Blume aus Flammen. Die Feuerwolke ist bis zu 500 Meter breit. Designer aus Japan, Italien und Spanien haben dem Veranstalter zufolge die größten dieser Feuerwerkskörper extra für die drei Tage in Tempelhof gefertigt.

„Das wird eine ganz große Nummer“, sagen Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Tempelhof. Doch sie wissen, dass aus behördlicher Sicht einiges gegen das Spektakel spricht. In der geplanten Zeit vom 9. bis 11. Juli ist es erst deutlich nach 22 Uhr ausreichend dunkel, das Feuerwerk müsste deshalb eigentlich durch Lärmschutzregeln eingeschränkt werden.

Auch Oliver Schworck, der zuständige SPD-Stadtrat von Tempelhof-Schöneberg, äußert Bedenken: „Polizei und Lärmschutzexperten sagen übereinstimmend, dass es sehr ratsam ist, um 23 Uhr Schluss zu machen.“ Die Schallwellen bei dem von Kehse geplanten Feuerwerk seien „geradezu enorm“. Wie lange die Show genau dauern soll, will Kehse nicht verraten, nur so viel: Rund 45 Minuten sind ihm zu wenig. „Er kann uns widersprechen und darlegen, warum er mehr Zeit als bis 23 Uhr brauchen sollte“, sagt Stadtrat Schworck.

Pyrotechniker Kehse, der seit 28 Jahren im Geschäft ist und in Pankow eine eigene Firma betreibt, wundert sich: Nicht alle Tage finde in Berlin ein Musikfeuerwerk statt. Außerdem kooperiere er mit der Senatskampagne „be berlin“. Der Slogan soll am Nachthimmel erscheinen, in Rekordmaßen von bis zu 800 Metern Höhe und 250 Metern Breite.

Die Pyromusikale ist nicht zu verwechseln mit der Pyronale, die am Olympiastadion stattfindet und ebenfalls mehr als 50 000 Zuschauer anzieht. Sie aber wird erst im September ausgetragen, die Sonne geht dann früher unter, die Künstler haben somit mehr Zeit für ihre Show.

Bei der Tempelhofer Pyromusikale, wo auch Musiker wie Christina Stürmer spielen werden, ist man trotzdem zuversichtlich. Fast 100 000 Tickets sollen verkauft sein; rund 270 000 Menschen erwartet Kehse an den drei Tagen im Juli insgesamt. Mehr als 1000 Ticketkäufer kämen schon jetzt aus dem Ausland. International hat sich Kehse mit dem Millennium-Feuerwerk auf der Akropolis in Griechenland bekannt gemacht. Bereits 1987, zu den 750-Jahr-Feiern Berlins, hatte er im Osten der Stadt die offiziellen Feuerwerke mitorganisiert. Im Westen Berlins fand schon damals ein Hanabi-Feuerwerk auf dem Flughafen Tempelhof statt. Kritikern, denen die Explosion der Hanabi-Bomben zu heftig erscheint, will Kehse mit einem amtlichen Papier begegnen: Er hat ein Gutachten von der Bundesanstalt für Materialprüfung angefordert.

Tickets und Details zur Show unter: www.pyromusikale.de

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