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Rainbow Coloured Tears of a Clown: Nomad zeigt seine Werke in der Circleculture Gallery

Nomad macht aus Berliner Großstadtmüll Kunst. Nicht nur Demi Moore und Ashton Kutcher sind seine Fans.

Er ist einfach nicht rangegangen. Das Telefon klingelte, immer nachts, am anderen Ende war eine Frau – und zwar nicht irgendeine, sondern der Hollywoodstar Demi Moore, früher mit Bruce Willis verheiratet, heute mit Ashton Kutcher liiert. Und jetzt wollte sie Nomad sprechen, den Künstler aus Berlin, von dem ihr Freund immer so schwärmte. Zwar hatte Nomad gehört, dass Demi Moore ihn sprechen wollte, aber er dachte, das sei ein Witz. War’s aber nicht. Spätestens als er ein paar Monate später zusammen mit Moore und Willis den Geburtstag der gemeinsamen Tochter Rumer in Las Vegas feierte und mit Kutcher zusammen das Dach des Restaurants Planet Hollywood bemalte, dürfte Nomad das realisiert haben.

Knapp ein Jahr ist die Geschichte mit dem Anruf jetzt her. Dass die Hollywoodstars seine Fans sind, hat Nomad noch bekannter gemacht, doch schon vorher gehörte der 39-Jährige zu den derzeit angesagtesten Streetart-Künstlern weltweit. Seine Werke wurden in Los Angeles und Japan gezeigt und noch bis zum 9. Januar ist eine Einzelausstellung seiner Werke in der Circleculture Gallery in der Gipsstraße 11 in Berlin zu sehen. „Rainbow Coloured Tears Of a Clown“ heißt sie.

Dass Nomad überhaupt so erfolgreich werden konnte, liegt auch an dem ganzen Müll, der in Großstädten wie Berlin herumliegt. Egal ob nun ausgesonderte Kühlschränke, Fernseher oder einfach nur Holzbalken, alles macht sich Nomad zu eigen – für ihn sind die Gegenstände kein Abfall, sondern Inspiration. Mit seinem schwarzen Filzstift bemalt er die Teile, aus feinen Linien fügen sich kunstvolle Figuren und Graffiti zusammen. Seine Spuren hat er schon in Städten wie Prag, Paris, Mailand, Göteborg, Barcelona und Los Angeles hinterlassen, aber in Berlin ist Nomad besonders lange geblieben. Er schätzt die junge und lebendige Kunstszene in der Hauptstadt, in der es sich im Vergleich zu anderen Metropolen für wenig Geld gut leben lässt. Und dann gibt es in Berlin auch noch Mengen an Sperrmüll: Mehr als 3000 Stücke hat er in seinen sieben Jahren bemalt, schätzt Nomad.

Geld verdiente er mit der Kunst über viele Jahre allerdings nicht. Denn statt sie in Galerien auszustellen, hat er die Werke lange der Straße überlassen – Streetart kommt ja schließlich von der Straße. Aber dann wurden Menschen auf die ausrangierten, aber bemalten Alltagsgegenstände aufmerksam, nahmen sie mit, fotografierten sie und stellten die Bilder ins Netz, Nomad wurde immer bekannter. Auch Ashton Kutcher, ein großer Streetart-Fan, hörte von dem Berliner Künstler und wollte unbedingt ein bestimmtes Werk von ihm haben: einen bemalten Fernseher. Demi Moore wollte Nomad darum bitten. Als Nomad endlich ans Telefon ging, musste er dem Hollywoodstar allerdings eine schlechte Nachricht übermitteln: Den Fernseher, den er auf der Straße hatte stehen lassen, war längst mitgenommen worden. Dafür schickte er dem Glamourpaar dann einen anderen, extra für sie bemalten.

Kurze Zeit später traf er die beiden Stars persönlich, als sie zur Eröffnung der Jubiläumsshow kamen, zu dem das Kunstmagazin „ModArt“ Nomad eingeladen hatte. Kutcher und Moore kauften nicht nur Bilder, sondern luden Nomad gleich ein. Am nächsten Tag saß er im Privatflugzeug, bekam eine eigene Luxussuite und bemalte mit Kutcher das Dach des Planet Hollywood mit einem riesigen Spielautomaten. Kutcher war so begeistert, dass er Nomad mit zurück nach Los Angeles nahm, um die Wände seiner Fernsehproduktionsfirma anmalen zu lassen.

Wie viel Nomad inzwischen verdient, will er nicht sagen. Seit fünf Jahren kann er von seiner Kunst leben, davor hat er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, wurde von Freunden unterstützt und eine Zeit lang lebte er sogar auf der Straße. Weil er ein Nomade ist, bleibt er nie lange an einem Ort. Gerade ist er von Berlin nach Paris weitergezogen. Sein Handy hat er dabei, nicht nur, falls Demi Moore mal wieder ihren Freund überraschen will. 

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