zum Hauptinhalt

Stadtleben: Rock‘n‘Roll, gut durch

AUFTRITT DER WOCHE: Meat Loaf macht heute die Zitadelle Spandau zur Rockopernbühne

Was der Rocktenor und Schauspieler Meat Loaf nach mehr als 30 Jahren im Showgeschäft – unter anderem – bestens beherrscht, ist das leidenschaftliche Ansingen von Duettpartnerinnen. 1975 erklärte er als Zombie-Rocker Eddie in Jim Sharmans Kultmusikfilm „The Rocky Horror Picture Show“ einem Groupie seine Liebe zum Rock‘n‘Roll. Später, in den Neunzigern, schwor der „Fleischklops“ verschiedenen Mitsängerinnen „I would do anything for love“. Und seit neuestem knödelt er zusammen mit der Souldiva Patti Russo: „What about love?“

Den Fans gefällt’s. Seit 1977, als „Bat out of Hell“ herauskam, steht Meat Loaf für bombastischen Opern-Rock, mit Backgroundchor und Gitarrensoli, mit Wut, Schweiß und Tränen, immer mit der Garantie für das ganz große Gefühl. Weltweit wurden von seiner Debütplatte über 37 Millionen Exemplare verkauft. Danach erschienen zahlreiche weniger erfolgreiche Alben. Sein Comeback feierte Michael Lee Aday – so sein bürgerlicher Name – 1993 mit „Bat out of Hell II“. Vor zwei Jahren erschien der dritte Teil der Trilogie.

Nun ist der 61-Jährige wieder auf Tour. Heute Abend wird er die Zitadelle Spandau zur Rockopernbühne machen. Schon voriges Jahr hat er in Deutschland Station gemacht, Berlin hat er allerdings schon seit 2003 nicht mehr besucht. Seine letzte Welttournee hatte der Sänger im Oktober 2007 wegen einer Stimmbandzyste abbrechen müssen. Es war eine dramatische Abschiedsszene: Im britischen Newcastle zog der Meister nach einer Konzertstunde sein Samtjackett aus, bedankte sich unter Tränen beim Publikum für dessen Treue und trat ab.

Nun ist Meat Loaf zurück, zusammen mit seiner bewährten Live-Band „The Neverland Express“ und Sangespartnerin Patti Russo. Und gibt wieder alles. Der Texaner prahlte einmal, dass er bei einem Auftritt in Florida ganze zehn Kilo Körpergewicht ausgeschwitzt habe. Ehrenwort, er sei danach auf die Waage gestiegen! Ob man das nun glaubt oder nicht, für seinen heutigen Auftritt hat Meat Loaf wiederum vollen Einsatz angekündigt. Auch wenn er dieses Mal eine abgespeckte Show bietet, ohne Großbildschirme, Lasershow und Feuerwerk. „Casa de Carne“ - „Fleischhaus“ - heißt die Tour. Der Meister möchte ein guter Gastgeber sein: „Ich lade Euch in mein Haus ein, in meine Küche!“

Und was wird da gekocht? „Eine Rock‘n‘Roll-Show!“ sagt Meat Loaf . „Mit sehr wenig Petersilie!“ Er lacht. Dabei meint der Sänger all die hoffnungslose Romantik, die Liebesschwüre, Sehnsuchtsstürme und Trauerklagen in seinen Stücken durchaus ernst: „Das ist alles echt!“ Und um das rüberzubringen, brauche es keine Lasershow. Klar, die Theatralik seiner Songs sei ein bisschen übertrieben. „Aber das Leben ist übertrieben!“ Seine Musik, glaubt der Sänger, erlaube es den Leuten, ihre Träume auszuleben. Das „Fleischhaus“ biete ihnen eine Gegenwelt zum grauen Alltag. Immerhin seit drei Jahrzehnten. Da kann Berlin sich auf ein Filetstück freuen. Gut durch, versteht sich. Jan Oberländer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false