zum Hauptinhalt

Roland-Berger-Preis: Mutiger Auftritt

Der Roland-Berger-Preis für Menschenwürde ging an die Iranerin Shirin Ebadi und „Reporter ohne Grenzen“.

Dass eine Frau bei einem Gala-Dinner ihr Leben gefährdet, ist in Deutschland relativ ungewöhnlich. Bei der Verleihung des Roland-Berger-Preises für Menschenwürde an die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi und die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ im Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurden immer wieder Beispiele genannt, wie wenig es braucht, um das Leben aufs Spiel zu setzen. Ebadi erinnerte an einen jungen Blogger, der wegen einer kritischen politischen Äußerung auf einer Internetseite zu drei Jahren Haft verurteilt wurde und kurz nach seiner Einlieferung ins Gefängnis auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Ihre Rede wurde von der Stiftung live im Internet übertragen. Sie ging auch kurz auf den Schauprozess gegen Roxanna Saberi ein.

„Viele hier wissen vielleicht gar nicht, wie mutig diese Rede war“, sagte die Gründerin der Organisation „Innocence in Danger“, Homayra Sellier, die selbst aus dem Iran stammt. Es sei gut, dass der Bundespräsident anwesend sei. „Das schützt.“ Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate überreichten Horst Köhler und Stifter Roland Berger diesen Preis. Künftig soll er einmal jährlich verliehen werden. Aus der Vielzahl der Preise sticht er durch die Höhe des Preisgeldes heraus, diesmal 900 000 Euro, und dadurch, dass er große Missstände mit menschlichen Schicksalen erfassbar macht.

Gekommen war auch die erste Preisträgerin, die Kambodschanerin Somaly Mam, die gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern kämpft. Noch kurz bevor sie im vergangenen Jahr eine Million Euro erhielt, wusste sie nicht, wie sie die Lebensmittel für die Kinder bezahlen sollte, die sie aus sexueller Sklaverei befreit hatte. „Jetzt konnten wir sogar neue Unterkünfte bauen und neue Ausbildungsmöglichkeiten schaffen“, freute sie sich. „Ein Preis in dieser Höhe ist selbst in den USA ungewöhnlich“, sagte der Geschäftsführer der Somaly-Mam-Stiftung, Bill Livermore.

Zum eleganten Dinner mit Kalbsrücken und Spargel hatte sich ein hochkarätiges Publikum im Konzerthaus versammelt, darunter viele Prominente mit eigenen Stiftungen. Neben Florian Langenscheidt, Hubert Burda und seiner Frau Maria Furtwängler, Ruth Cornelsen und Lord George Weidenfeld waren die Botschafter Englands und Italiens, Sir Michael Anthony und Antonio Puri Purini, dabei.

Spiegel-Chef Georg Mascolo hielt eine pointierte Laudatio auf „Reporter ohne Grenzen“, indem er an vier ermordete russische Journalisten erinnerte. Bundespräsident Horst Köhler lobte besonders auch „die beeindruckend mutige Rede“ von Shirin Ebadi. Daraus, so wünschte er es sich, möge jeder eine eigene Verpflichtung ziehen, auf seine Weise zum Frieden in der Welt beizutragen.

Wie viele kleine mutige Schritte jenseits des Rampenlichts waren nötig, überhaupt erst so weit zu kommen, dass eine Frau wie Shirin Ebadi öffentlich planen kann, im Iran ein Büro für Menschenrechte zu etablieren. Nachdenkliche Gespräche beim Dinner, Networking unter Stiftern. Die Reden waren eindringlich und dabei kurz genug, um Raum zu schaffen für neue Ideen. Elisabeth Binder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false