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Stadtleben: Roter Elvis klingt jetzt anders

DDR-Cowboy Dean Reed erlebt heute ein Revival

US-Sänger Dean Reed war Marxist von ganzem Herzen. Er kämpfte für die Weltrevolution, trat in Hungerstreiks, zog aus seiner Heimat in die DDR und verteidigte den Mauerbau. Seine schräge Lebensgeschichte ist gerade im Dokumentarfilm „Der Rote Elvis“ im Kino zu sehen. Nur seine Musik klang alles andere als revolutionär. „Eher wie Schlager“, sagt der Berliner Olivier Fröhlich, „zumindest die späten Songs“.

Jetzt nicht mehr. Fröhlich hat Dean Reeds Musik aufgepeppt, für den Soundtrack zum Film. Ab heute steht das Album mit dem sinnigen Titel „Revolucionarios“ im Laden, zur Feier geben Fröhlich und seine Gruppe Monomango abends ein Konzert im Nbi in der Kulturbrauerei. Da kommt Reeds Stimme vom Band, der Rest wird live eingespielt. Und wahrscheinlich ist es ganz gut, dass Reed seit mehr als 20 Jahren tot ist – die Klänge auf der Bühne hätten ihn vermutlich verwirrt.

Zwei Jahre bearbeiteten Monomango die Wandergitarrenlieder des DDR- Cowboys. Fügten gekonnt scheppernde Gitarren, eigenen Gesang und viel Elektro hinzu. Und schafften es, dass Reeds Stimme dabei nicht wie ein Fremdkörper klingt, sondern als hätte er persönlich im Berliner Tonstudio eingesungen. Dabei kannte Olivier Fröhlich den Sänger gar nicht, als er den Auftrag zum Soundtrack bekam; er ist in Frankfurt am Main aufgewachsen. „Aber dann hat mich Reed schnell fasziniert.“ Weil der nicht nur politische Phrasen gedroschen habe, sondern auch dafür eingestanden sei. Obwohl viele Ansichten natürlich recht naiv gewesen seien. Immerhin: In den 80ern kamen Reed leise Zweifel, ob im Ostblock alles optimal laufe. Er sprach sogar – ganz Revolutionär – von „ein paar Fehlern und Ungerechtigkeiten“. sel

Das Konzert beginnt heute um 22 Uhr in der Schönhauser Allee 36, danach ist Party. Infos unter www.monomango.de.

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