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Schloss Charlottenburg: Ausstellung: Papst in gottloser Zeit

Pius XII. ging als "der Papst, der geschwiegen hat", in die Geschichte ein. In seine Amtszeit fiel der Holocaust. Eine Ausstellung im Schloss Charlottenburg zeigt seinen Lebensweg.

Noch liegen die Scheinwerfer auf dem Boden und müssen montiert werden. Wasserflaschen und Kisten mit Ausstellungsstücken versperren den Weg, Mitarbeiter zupfen die päpstlichen Roben zurecht, viele Vitrinen sind noch leer. Doch wenn morgen im Schloss Charlottenburg die Ausstellung „Eugenio Pacelli – Papst Pius XII.“ ihre Pforten öffnet, wird alles an seinem Platz sein. Dann können die Besucher den Lebensweg jenes Mannes verfolgen, der als „der Papst, der geschwiegen hat“, in die Geschichte eingegangen ist. Denn in das Pontifikat von Pius XII., der von 1939 bis 1958 Papst war, fiel das Menschheitsverbrechen des Holocausts. Seinen Ruf als Zauderer hat Pius spätestens durch das 1963 veröffentlichte Stück „Der Stellvertreter“ bekommen, in dem der Dramatiker Rolf Hochhuth erstmals den Vorwurf erhob, Pius XII. hätte nichts zur Rettung der europäischen Juden unternommen.

Mit der Ausstellung, die zum 50. Todesjahr von Papst Pius in Rom eröffnet wurde, versucht das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften eine Ehrenrettung, indem es den Blick auf diesen Papst über die Kriegsjahre hinaus weitet. „Wir wollen das ganze Leben von Pius XII. darstellen und ihn nicht nur aus politischer Perspektive zeigen. Er war zuerst eine religiöse Größe“, sagt der Präsident des Komitees, Walter Brandmüller. Nach Rom ist die Ausstellung jetzt in Berlin, danach in München und dann wieder in Rom zu sehen. Sie folgt damit grob den Lebensstationen Eugenio Pacellis, der als bisher letzter Papst tatsächlich in Rom geboren und als Nuntius und päpstlicher Topdiplomat 1917 nach München geschickt wurde. Während der 20er Jahre war er dann päpstlicher Botschafter in Berlin, bevor er in Rom aufstieg.

Im Ostflügel des Charlottenburger Schlosses kann der Besucher in sieben Räumen Porträts, Dokumente, Kronen, Gewänder und Fotografien des Papstes besichtigen. Man erfährt Triviales, etwa dass Pius XII. begeisterter Nutzer der neuen Rasierapparattechnik war, und Wesentliches: Während der deutschen Besetzung Roms 1943 half er mehr als 8000 der 9600 Juden, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Stadt befanden, Unterschlupf in päpstlichen Universitäten, Konventen und sogar seinen eigenen Wohnräumen zu finden.

Für Berlin, das im Leben von Pius XII. eine so bedeutende Rolle gespielt hat, wurde die Ausstellung erweitert, zum Beispiel um einen Brief von Ernst Reuter, in dem dieser die Umbenennung der Dahlemer Cäcilienallee in Pacelliallee ankündigte – übrigens schon 1949, also noch zu Lebzeiten des Papstes. Udo Badelt

„Eugenio Pacelli – Papst Pius XII.“, 23. Januar bis 7. März, Mo.–Mi. 10–17 Uhr, Eintritt fünf Euro, ermäßigt drei Euro.

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