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Christopher Street Day

© ddp

Schwulen- und Lesbenparade: Tanzend im Regen

Es war in diesem Jahr eine sehr feucht-fröhliche Party der Drag-Queens und Lederfreunde. Bei zeitweise strömendem Regen haben Hunderttausende Menschen am Samstag in Berlin die 29. Christopher Street Day-Parade der Homosexuellen gefeiert.

Rund 400.000 Menschen feiern mit einem bunten Straßenumzug vom Olivaer Platz bis zur  Siegessäule den 29. Christopher Street Day. Etwa 60 Wagen zogen am Nachmittag unter dem Motto "Vielfalt sucht Arbeit" vom Kurfürstendamm über Wittenberg- und Potsdamer Platz in Richtung Brandenburger Tor zur Siegessäule. Nach Veranstalterangaben verfolgten knapp 400.000 Menschen das bunte Spektakel.

Im vergangenen Jahr waren es rund 450.000 Besucher. Die diesjährige Parade richtete sich vor allem gegen Diskriminierungen in der Arbeitswelt. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verurteilte auf der Abschlusskundgebung an der Siegessäule am Großen Stern die Diskriminierung von Homosexuellen in der Arbeitswelt. "Es ist leider immer noch so, dass homosexuelle Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen", sagte der SPD-Politiker und bekennende Homosexuelle. Auch in den Chefetagen dürfe man zwar schwul sein, "es aber nicht sagen". Durch den Kampf der Homosexuellen um Gleichberechtigung sei zwar schon viel erreicht worden, aber es müsse keiner glauben, "dass schon alles erreicht worden ist", betonte Wowereit, der zu der Kundgebung im legeren Freizeithemd gekommen war.

Freizügige Kostüme

Der Lesben- und Schwulenverband LSVD kritisierte die bestehende Gesetzgebung zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Mit dieser "nicht hinnehmbaren Diskriminierung muss endlich Schluss sein", sagte der LSVD-Sprecher Axel Hochrein. Eine Sprecherin der Veranstalter des Christopher Street Day (CSD) betonte, dass die "Homosexuellen noch längst nicht im Paradies" leben. "Lügen wir uns nicht in die Taschen, es gibt noch viel Ausgrenzung", sagte sie. In fantasievollen und meist freizügigen Kostümen tanzten die Teilnehmer auf den Paradewagen zu Schlagermusik oder Techno-Beats. Ganz vorne dabei war diesmal die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast. Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin lief bestens gelaunt am Anfang des Zuges mit. Auch die Schauspielerin und Sängerin Maren Kroymann nahm an der Parade teil, die um 17 Uhr am Großen Stern mit einem Bühnen- und Musikprogramm endete. Unter anderem wollten dabei auch Nina Hagen auftreten.

Jimmy Somerville hatte kurzfristig abgesagt. Das schlechte Wetter verhagelte den Teilnehmern jedenfalls nicht die gute Laune. Immer wieder waren nackte und regennasse Waschbrettbäuche und durchtrainierte Schultern zu sehen. Manch einer hatte bei der Vorbereitung auf den "Feiertag" der Schwulen und Lesben seine ganze Fantasie spielen lassen: Ein Teilnehmer hatte sich als übergroßes Schachbrett verkleidet. Darüber hinaus präsentierten sich viele - wie in jedem Jahr - in Leder- und Latexkostüme oder als Tanzgruppen mit Federboas in knappen Sambakleidchen.

Knut ist auch dabei

Selbst der Berliner Eisbär Knut fand sich auf der Parade wieder: Auf einem der Wagen in Form von zwei "kopulierenden Eisbären" mit dem Plakat "Wir üben noch". Und einige "Köche" meinten auf Anfrage: "Wir lassen nichts anbrennen". Am Abend war auch die Verleihung des CSD-Zivilcouragepreises geplant. Preisträger sind in diesem Jahr unter anderem die bayerische SPD-Politikerin Lissy Gröner und der südafrikanische Menschenrechtsanwalt Edwin Cameron. Durch die Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich besonders für die Belange von Minderheiten eingesetzt haben. Unter anderem erhielten bereits Alice Schwarzer und die Bischöfin Maria Jepsen den Preis. Mit dem CSD und dem zeitgleich statt findenden alternativen transgenialen CSD erinnern Schwule und Lesben jedes Jahr an Polizeieinsätze gegen die Homosexuellen-Szene in New York im Juni 1969.

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