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Stadtleben: Sein Freund, der Hai

Rob Stewart filmte 200 Tage unter Wasser

Alles begann mit hundert toten Haien in Ecuador – und endet in einem Berliner Durchschnittshotelzimmer in Braun- beige mit Allerweltssofa. Dort sitzt der kanadische Dokumentarfilmer Rob Stewart an einem trüben Vorfrühlingstag, um Werbung für seinen Film „Sharkwater“ zu machen. Er erzählt, wie er zweihundert Tage unter Wasser verbrachte und ein halbes Dutzend Mal knapp dem Tod entkam: Als er das Dengue-Fieber bekam und in Südamerika auf ihn und sein Team geschossen wurde, weil sie Korruption beim Handel mit Haiflossen aufdecken wollten. Im Zusammenhang damit wäre er auch beinahe in Costa Rica wegen versuchten Mordes angeklagt worden. Und in Panama hätte er fast ein Bein verloren – durch eine infizierte Wunde, nicht etwa durch einen Haibiss.

Dabei wollte er doch eigentlich nur seine Lieblingstiere filmen: „Es ist wunderbar, mit zweihundert Hammerhaien zu schwimmen, fast wie fliegen“, schwärmt er. Ein Aufschneider, könnte man denken. Gut gecastet für die Rolle des heroischen Abenteurers. Vor allem, weil Rob Stewart, 28, ein bisschen zu schön ist, um wahr zu sein. Typ romantischer Held in einer Seifenoper. Allein dieses hautenge T-Shirt unter der Lederweste, der dünne Stoff spannt sich über den Bauchmuskeln und dem braungebrannten Bizeps. Der Typ mit den Wuschelhaaren kann auch als Mischung aus Brad Pitt, Crocodile Dundee und Jacques Cousteau durchgehen. Schließlich beansprucht er deren Nachfolge, auch wenn er das so nicht sagt. Sein Film, der heute in Deutschland in den Kinos anläuft, hat in Kanada mehrere Preise bekommen. Manchmal übertrifft die Wirklichkeit eben jeden Hollywoodfilm. Denn Rob Stewart ist nicht einfach ein Schönling, er ist ein Mann mit einer Mission, das wird spätestens dann deutlich, wenn er solche Sätze sagt: „Wir brauchen den Ozean, um zu überleben. Und wenn wir die Haie auslöschen, wird die Balance im Meer zerstört.“ Er guckt dabei sehr ernst und beugt sich nach vorn. Er wolle die Menschen mit seinem Film dazu bringen, Haie zu mögen. „Die Tiere sind nicht unsere Feinde. Mein Film soll wiedergutmachen, was ,Der weiße Hai‘ angerichtet hat.

Und dann gerät er so richtig ins Schwärmen über seine Lieblinge: „Kein anderes Tier ist so perfekt designt wie der Hai. Das einzige Tier, das deinen Herzschlag von weitem spüren kann.“ Im Film krault er einen Hai zärtlich am Bauch. „Die tun nichts. Meistens haben Haie viel zu viel Angst vor Menschen.“ Zum Beispiel vor den Luftblasen aus den Druckluftflaschen. Deshalb taucht Stewart oft ohne Ausrüstung. Dreieinhalb Minuten könne er die Luft anhalten. Ein Nebeneffekt, wenn er nur in Badehose taucht: Seine Zuschauerinnen im Teenageralter überzeugt er so bestimmt von seiner Mission. Daniela Martens

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