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SONNTAGS um zehn: Zehn Gerechte können die Welt verändern

Über Sodom und Gomorrha in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche

Gottseidank läuteten gestern kurz vor 10 Uhr die Glocken und wiesen der Fremden den Weg zur evangelischen Gustav-Adolf-Kirche. Hatte ihr doch am S- und U-Bahnhof Jungfernheide keiner die Frage nach dem Gotteshaus in der Herschelstraße 14 zu beantworten gewusst – beides war nur einen Steinwurf entfernt.

Von außen beeindruckt der Bau einen nicht gerade: Das Gotteshaus wurde 1934 von Kirchenbaumeister Otto Bartning im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ aus Beton, Glas und Klinker erbaut. Der Besuch hat sich aber dennoch gelohnt. Denn den etwa drei Dutzend Kirchgängern wurde nicht nur das Wort zum Sonntag geboten, sondern auch Flötentöne geblasen. Dafür hatte der Flötenkreis der Gemeinde an vielen Montagen fleißig geübt und Pfarrerin Caterina Freudenberg war glücklich über diesen ersten Auftritt.

Hört nicht auf zu beten, nicht Tag und nicht Nacht, war gestern die Quintessenz ihrer Predigt über die Geschichte von Sodom und Gomorrha. Abraham hatte Gott um Erbarmen für die unseligen Bewohner angefleht, wenn er zehn Gerechte unter tausenden Ungerechten und Habgierigen finden würde. Das Ende ist bekannt. Zehn fanden sich nicht. Sodom und Gomorrha gingen unter. Denn es steht nirgendwo geschrieben, sagte die Pfarrerin, dass Gott die Welt verschonen muss. Vielmehr stehe es dem Schöpfer frei, sein eigenes Experiment zu beenden.

Da unsere Erde sich aber immer noch dreht, beweise das zugleich, dass es immer wieder Gerechte gibt, die es Gott wert sind. Keine berühmten oder reichen, ganz einfache Menschen, die sich an Gott halten, denen nicht alles egal ist und die Habgier und Krieg nicht für normal halten. Zehn hätten Sodom und Gomorrha retten können, nur zehn können das Gesicht der Welt verändern. Ein Lied passte da gestern besonders gut: „Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit“, hieß es darin. hema

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