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© Doris Spiekermann-Klaas

Souvenirs: Das Dreckige putzend

Es ist schon bisschen schräg, dass sich die Berliner Stadtreinigung am Rand der Berlinale mit einem Stand präsentiert. Motto: "Das Dreckige putzend". Können die Souvenirs mit den offziellen Berlinale-Devotionalien mithalten? Wir haben verglichen.

Echte Berlinale-Fans sind beispielsweise daran zu erkennen, dass sie das Portemonnaie aus der 2008er-Umhängetasche fischen, um die 2009er zu bezahlen. Schon vor Festivalbeginn ist der Souve nirstand im Erdgeschoss der Potsdamer- Platz-Arkaden dicht umlagert von Menschen, die – ja, was eigentlich kaufen?

„Die Pullis für 54,90 sind in manchen Größen schon weg“, berichtet Julie Röhrbein, die mit zwei Kolleginnen am Stand rotiert. „Und die Taschen wurden wie wild gekauft, weil die Leute Angst hatten, dass sie keine mehr bekommen wie im vergangenen Jahr.“ Daraus habe man gelernt – und gerade 59 Kisten mit je 20 Stück nachliefern lassen. Die Nachfrage sei unberechenbar: „Am Mittwoch haben wir irrsinnig viele Frühstücksbrettchen verkauft.“ Vermisst würden die aus dem Programm genommenen Schürzen und Handschuhe. „Dafür ist dieses Jahr das Lätzchen neu“, sagt Julie Röhrbein. Das wäre – wie die meisten Artikel – auch online zu bekommen. Aber Internetkunden entgeht die Freude, bei den drei stressresistent charmanten Frauen am echten Tresen einzukaufen. „Bei sehr ausländischen Kreditkarten braucht unser System manchmal ein bisschen länger“, sagt Julie Röhrbein, während sie drei Italienern einen Berlinale-Eisbär eintütet. Die Kundschaft sei völlig gemischt – „mit ganz vielen, die jenseits der 50 sind“.

Ein paar Schritte weiter, an der Ecke Ebertstraße, hat die Stadtreinigung ihre neueste Errungenschaft entfaltet: Die „Bürgerbox“ vom Format eines Minikiosks. Aus der Luke heraus verschenkt ein Mann in Orange frisches Popcorn, verteilt Faltblättchen zur richtigen Mülltrennung und verkauft T-Shirts mit filmnahen Slogans wie „Der Kehrminator“ und „Das Dreckige putzend“. 1500 Stück habe er auf Vorrat, bei Bedarf könnten weitere geordert werden, sagt der Mann. Dinko Teklic heißt er, arbeitet in der Marketing-Abteilung der BSR und macht sonst „alles, was im Bereich Trennung ist – wo wir also ansetzen können“. Projekte mit Kitas beispielsweise. Jetzt muss er vor allem desorientierten Touristen den Weg weisen und für Fotos posieren. Gerade kommt ein älterer Mann vorbei und fragt: „Darf ich mal’n Bildchen machen?“ Er fotografiere nämlich „Putzleute auf der ganzen Welt“, sagt der Mann. Dinko Teklic lässt hinter seiner Sonnenbrille ein Lächeln aufblitzen. Die Berlinale fängt gut an, auch für ihn. Stefan Jacobs

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