zum Hauptinhalt
293984_0_d0811daf.jpg

© Kai-Uwe Heinrich

Speed Coaching: Gute Ratschläge im Akkord

Nach dem Speed Dating gibt es nun das Speed Coaching – mit Tipps für alle Lebenslagen.

Abergläubische fragen einen Wahrsager, Spirituelle ihren Guru, Börsenspekulanten ihren Analysten und moderne Menschen einen Coach. In Krisenzeiten oder wenn eine wichtige Entscheidung ansteht, suchen Menschen gerne Rat. Doch oft ist Beratung teuer und zeitraubend. Schnell, unkompliziert und billig ist hingegen Speed-Coaching. Jeden ersten Mittwoch im Monat beraten fünf Coaches im Hinterzimmer des Lokals „Kaiserstein“ in Kreuzberg zu Fragen wie: Heiraten oder nicht? Selbstständig oder angestellt? Umziehen oder bleiben?

„Das Prinzip ist das gleiche wie beim Speed-Dating“, sagt Diplom-Politologe Niels Petring, einer der Initiatoren. Fünf Coaches beraten im Zehn-Minuten-Takt zu den wichtigen Fragen des Lebens. Die Besucher wechseln von einem Tisch zum nächsten, ausgerüstet mit einem Zettel für Notizen. Für 10 Euro bekommt man 50 Minuten intensiver Beratung von fünf Coaches.

Beim Speed-Coaching geht es nicht nur um berufliche Fragen, sondern auch um Privates. Wie beim Arzt können sich die Besucher auf Verschwiegenheit der Coaches verlassen. „Manchmal reicht ein Perspektivwechsel als Denkanstoß aus, um die Lösung für ein Problem zu finden“, sagt Hart. Wer langfristig von einem Coach betreut werden will, lässt sich Visitenkarten geben.

Zehn Leute gehören zum Coaching- Team. „Jeder von uns hat eine andere Laufbahn und Lebenserfahrung“, sagt Uta Hart, Mutter von vier Kindern, früher Modedesignerin und Sachbearbeiterin, jetzt Bewerbungstrainerin an Schulen. „Deshalb gehen wir alle anders an die Fragen heran.“ Dabei sind zum Beispiel eine Steuerberaterin, eine Lehramtsreferendarin, eine Friseurmeisterin, ein Sonderschulpädagoge, ein Philosoph, eine Wirtschaftskauffrau, eine Personalleiterin und eine Pharmareferentin.

Kann man die Probleme fremder Menschen überhaupt in zehn Minuten erfassen? „Natürlich sind unsere Möglichkeiten begrenzt“, sagt Uta Hart. „Wir können niemanden therapieren.“ Das Coaching-Team haftet auch nicht für Fehlentscheidungen. „Aber viele Teilnehmer finden es hilfreich, ihr Problem mal selber auf den Punkt zu bringen“, sagt Niels Petring, der 20 Jahren im Sozialmanagement gearbeitet hat.

Hanna A. ist ins Kaiserstein gekommen, weil sie wissen will, ob sie sich eine Supervision leisten soll. Bisher hat sie mit Freunden die belastenden Jobgeschichten geteilt. Doch das möchte sie nicht mehr. Nach 50 Minuten intensiver Gespräche kann sie sich die Antwort auf ihre Frage selbst geben: Ja, es soll die Supervision sein. „Spannend fand ich, dass ich meist selber geredet habe und mich die Coaches durch gezielte Fragen zu den Antworten auf meine eigenen Fragen gebracht haben“, sagt sie. Die Atmosphäre sei ernst und professionell gewesen, anders als beim Speed-Dating, das sie auch schon mal ausprobiert hat und wo sich zum Schluss alle betrunken in den Armen lagen. Judith Jenner

Nächster Termin: 3. Sept., 19Uhr, Kaiserstein, Mehringdamm 80, Kreuzberg, 10 Euro, www.myspace.com/speedcoaching

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false