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Stadtfest: Regenbogen über Schöneberg

Talk, Bands, Party: Das lesbisch-schwule Stadtfest erwartet 350.000 Gäste in Schöneberg. Am Rande der Veranstaltung wird gegen Homophobie demonstriert. Doch das Feiern steht im Vordergrund.

Auf diesen Moment hat Gerhard Hoffmann, 62, seit einem Jahr hingearbeitet. Endlich wehen vor dem Rathaus Schöneberg wieder Flaggen in den Regenbogenfarben. Sie sind Vorboten fürs lesbisch-schwule Stadtfest, das Hoffmann vom Veranstalter Regenbogenfonds mit- organisiert und das zum 17. Mal stattfindet. Etwa 350 000 Besucher werden am Sonnabend und Sonntag Motzstraße, Eisenacherstraße, Fuggerstraße und Kalckreuthstraße in Beschlag nehmen.

Auch Hoffmann wird auf der Bühne stehen, wenn der Regenbogenverband einlädt, zu feiern und die queere Community kennenzulernen. Seit zehn Jahren moderiert er das „Wilde Sofa“, auf dem sich prominente Gäste und Politiker pikanten Fragen stellen. Für Hoffmann ein Kontrast zu den Talkshows, in denen Politiker „erzählen, was sie Tolles machen“. Auch dieses Jahr werden die „Funken sprühen“, freut sich Hoffmann: Sonnabend sitzen Autorin Seyran Ates, die er „Multikulti-Gegnerin“ nennt und Klaus Lederer, Landesvorsitzender der Linken, „der natürlich für Multikulti ist“, ab 15 Uhr auf dem Sofa. Weniger brisant geht es am Sonntag mit Kim Fisher und Cem Özdemir zu.

Es wäre aber nicht das lesbisch-schwule Stadtfest, wenn es nur aus Talk bestünde. Sechs „Welten“ gibt es – von einer Sportwelt, wo sich lesbisch-schwule Sportvereine vorstellen, über die Radiowelt mit eigenem „QueerLiveRadio“ bis zur Reisewelt. Zahlreiche Essensstände locken, dazu die anliegenden Kneipen. Und natürlich eine breite Palette Bands: auf den Bühnen gibt’s von Berlins schwulem Männerchor „Männer Minne“ bis zu Gerhard Hoffmanns Spezialempfehlung für den Sonntagabend, den „Cousinen“, eine bunte Mischung.

Am Rand des Festes wird gegen Homophobie demonstriert. Anlass für den Protest ist der Angriff eines Kreuzberger Imbissbesitzers auf zwei küssende Männer in der Nacht zum 7. Juni in Kreuzberg. Rund 200 Menschen wollen am Sonnabend um 13 Uhr von der Oranienstraße zum Kottbusser Tor ziehen, von dort fahren sie per U-Bahn zum Nollendorfplatz. Gegen 15 Uhr soll der Aufzug in der Maaßenstraße enden, wo vor kurzem zwei küssende Frauen aus dem Vorgarten einer Eisdiele verjagt wurden.

Das Stadtfest dauert bis Sonntagabend. Und wer dann noch nicht genug vom Feiern hat, für den geht’s am Mittwoch weiter: bei der Gay Night im Zoo. Und am Wochenende drauf ist der 31. Christopher Street Day. Für Hoffmann beginnt dann fast schon die Vorbereitung für 2009. Denn: „Nach dem Stadtfest ist vor dem Stadtfest“, sagt er und lacht. lea

Sonnabend 11 bis 24 Uhr, Sonntag 11 bis 22 Uhr, Infos: www.regenbogenfonds.de

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