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Stadtmenschen: Don’t worry, Jedermann

Für seinen fiesen, armen Sünder erntet der 65-jährige Winfried Glatzeder bei der Premiere am Mittwochabend nach dem glücklichen Ausgang des Mysterienspiels von Hugo von Hofmannsthal viel Applaus und einige Bravorufe.

Jedermann kann bei jedem Handschlag, bei jeder Umarmung machen, was er will: Sein Kreuz bleibt steif, sein ganzer Körper verdreht und der Blick leer. Man sieht, das Geld hat so große Macht über diesen Mann, dass ihm Glück und Leid seiner Mitmenschen von Herzen egal sind. Winfried Glatzeder („Die Legende von Paul und Paula“) spielt die Titelrolle bei den diesjährigen 24. Jedermann-Festspielen im Berliner Dom womöglich noch eine Spur gemeiner aber auch bemitleidenswerter als bei seinem Debüt in dieser Rolle vor zwei Jahren.

Für seinen fiesen, armen Sünder erntet der 65-jährige Glatzeder bei der Premiere am Mittwochabend nach dem glücklichen Ausgang des Mysterienspiels von Hugo von Hofmannsthal viel Applaus und einige Bravorufe. Die Sympathien des Publikums gelten außerdem neben Herbert Feuerstein als diebisch-verzücktem Teufel vor allem diesen beiden: Der in dunklem Rot üppig erblühten Eva Habermann, die die Buhlschaft mit Natürlichkeit und manch ironischem Augenzwinkern gibt sowie Ilja Richter. Der erhält für seine komisch-überdrehte Darstellung des Mammon als einziger Szenenapplaus und pfeift dem hilflos taumelnden Jedermann ein unbekümmertes „Don’t worry be happy“ hinterher.

Nach der Premiere feierte das Ensemble im Roten Rathaus ausgiebig und stieß auf die kommenden Spieltage (täglich bis 31. Oktober) an. Hier konnte Regisseurin Brigitte Grothum ihren Schauspielern auch endlich die Blumensträuße überreichen. Sie waren aus Versehen nicht zum Schlussapplaus in den Dom, sondern ins Rote Rathaus geliefert worden. eve

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