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 STADTMENSCHEN : Nur nicht schocken

Calixto Bieito liebt den menschlichen Körper. Also warum nicht die Oper „Armida“ von Christoph Willibald Gluck aus dem Jahr 1777 neben einer hochkarätigen Hauptbesetzung in tollen Kostümen mit einem Dutzend nackter Männer inszenieren?

Calixto Bieito liebt den menschlichen Körper. Also warum nicht die Oper „Armida“ von Christoph Willibald Gluck aus dem Jahr 1777 neben einer hochkarätigen Hauptbesetzung in tollen Kostümen mit einem Dutzend nackter Männer inszenieren? Keineswegs gehe es ihm darum, die Leute zu schocken, wenn die entblößten Männer über die Bühne der Komischen Oper robben und sich vor Verlangen biegen, sagt Skandalregisseur Bieito. „Hier geht es um Kunst“, stellt Klaus Zehelein, 68, an diesem Sonntagabend klar. Der ehemalige Opernintendant und Präsident des Deutschen Bühnenvereins lobt die Aufführung, vor allem das Orchester und Maria Bengtsson, die die Armida spielt. Komiker Thomas Hermanns, 46, schick im schwarzem Anzug, war ebenfalls begeistert: „Ich liebe diese Spielfreude des Hauses und schätze vor allem den Mut, den die Komische Oper immer wieder zeigt.“

Dabei hätte es eigentlich ein skandalträchtiger Premierenabend werden können: Eine neue Operninszenierung des spanischen Regisseurs Bieito, eine wunderschöne Hauptfigur, aufwendig in Schale geschmissenes Kulturvolk und – natürlich – nackte Haut und reichlich angedeuteter Sex. Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn sich jemand bei der Premierenfeier darüber aufregen würde. Ginge es nach Calixto Bieito, wäre Berlin sowieso schon längst die Hauptstadt Europas.sdw

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