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Cruise

© dpa

Stauffenberg-Film: Walküren und Allüren

Die Aufregung im Vorfeld war groß: Ab heute steht Tom Cruise als Hitler-Attentäter vor der Kamera.

Bis jetzt war alles nur Vorspann: Ab heute steht Hollywoods umstrittener Superstar Tom Cruise als Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor der Kamera. Auf dem Flugplatz Löpten, knapp 50 Kilometer südlich von Berlin, fällt die erste Klappe für „Valkyrie“. Der 80 Millionen US-Dollar teure Film soll die Geschichte Stauffenbergs und des Plans „Walküre“ der Verschwörer vom 20. Juli 1944 erzählen. Gedreht wird bis Ende Oktober in Berlin und Brandenburg.

Höchste Aufmerksamkeit ist der Produktion seit Wochen garantiert: Darf der bekennende Scientologe Cruise den deutschen Widerstandskämpfer Stauffenberg spielen? Die mediale Erregung über diese Frage nahm ungeahnte Ausmaße an – zumindest für die Koproduzenten von Studio Babelsberg und den Regisseur des Films, Bryan Singer („Superman Returns“, „X-Men“). Er wundere sich über die Aufregung in Deutschland, hatte Singer US-Medien gesagt, schließlich arbeite er am Set immer mit Anhängern verschiedenster Religionen zusammen. Studio Babelsberg, das „Valkyrie“ mit dem US-Studio United Artists produziert, bekannte sich klar zu Cruise: Er sei „die ideale Besetzung“ für Stauffenberg.

"Eine Hollywood Produktion ist wie ein riesiger Tanker"

Während Cruise-Gegner und Befürworter sich einen harten Schlagabtausch lieferten, erhöhte sich der Druck auf das Studio: Die Anspannung sei „extrem“, sagte Studiovizechef Christoph Fisser. Sie nahm noch zu, als das Bundesfinanziministerium Dreharbeiten im Bendlerblock – dort war Stauffenberg nach dem gescheiterten Attentat hingerichtet worden – mit Verweis auf die Würde der Gedenkstätte untersagte. Es folgte eine hitzige Debatte. Und selbst die Entscheidung des Deutschen Filmförderfonds, „Valkyrie“ mit sechs Millionen Euro zu fördern, wurde zum Politikum.

Ob Tom Cruise sich damit auseinandergesetzt hat? Im Studio Babelsberg will darauf niemand antworten. Dort distanziert man sich zwar von Scientology – „auf dem Studiogelände wäre gar kein Platz für ein Scientology-Zelt“, so Fisser –, betont aber gleichzeitig, dass die Religionszugehörigkeit eines Schauspielers nichts zur Sache tue. Eine Deeskalationsstrategie: Die Filmemacher wissen, wie wichtig ein möglichst perfekter Ablauf gerade an den ersten Drehtagen ist. Eine Hollywood-Produktion, so beschreibt es Henning Molfenter, Chef von Studio Babelsberg Motion Pictures, sei wie ein riesiger Tanker: Am ersten Drehtag muss er volle Kraft erreicht haben – und auf den richtigen Kurs gehen.

Dreh vor authentischer Kulisse

Dafür scheint alles präpariert: Seit Tagen laufen an verschiedenen Orten in Berlin und Brandenburg die Vorbereitungen – so auch in der Kantine des Wasser- und Schifffahrtsamts im Columbiahaus. „Hier wird schon ordentlich gewerkelt“, heißt es bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Gebäude am Flughafen Tempelhof verwaltet. Auch die „Löwenvilla“ in der Potsdamer Gregor-Mendel-Straße wurde hergerichtet. Das Gebäude dient vier Wochen als authentischer Drehort: Hier hatte Oberstleutnant Fritz von der Lancken den Sprengstoff für das Attentat vom 20. Juli 1944 aufbewahrt, bis Stauffenbergs Fahrer ihn am Tag zuvor abholte.

Zu einem Kurzauftritt in dem Spielfilm könnte auch der Landschaftspark Glienicke an der Grenze zu Potsdam kommen. Für eine Nacht sei eine Drehgenehmigung erteilt, bestätigte gestern das Grünflächenamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Wo Tom Cruise in den nächsten Tagen in Berlin sonst noch auftauchen wird? Sicherlich am Gendarmenmarkt, wo er der Schauspieler in einem Hotel Quartier bezogen hat, und vielleicht im Tiergarten, wo er schon einen Spaziergang mit Ehefrau Katie Holmes und Töchterchen Suri unternommen hatte. Allerdings ist es mit dem Familienidyll vorerst vorbei, denn Frau und Kind sind mittlerweile abgereist. Cruise kann sich also voll auf die Arbeit konzentrieren.

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