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Yvan

© Heerde

Stilfrage: Yvan der Schreckliche

So nennt sich ein Fotograf, der modische Menschen in aller Welt ablichtet. Jetzt ist er nicht nur in Berlin unterwegs, sondern stellt seine Bilder auch aus.

Wer möchte, dass sein verwegener Kleidungsstil weltweit kommentiert wird, sollte sich in den nächsten drei Tagen in Kreuzberg herumtreiben. „Yvan der Schreckliche“, wie sich der professionelle Stilsucher nennt, ist in der Stadt, und er hat seine Kamera dabei. Immer und überall, damit er gut angezogene Menschen fotografieren und die Bilder auf seine Internetseite www.facehunter.blogspot.com stellen kann. Yvan Rodic ist so etwas wie der König der Stilblogger. Vor ein paar Jahren begann der Werbetexter in Paris auf Modenschauen, Partys und auf der Straße Gesichter zu fotografieren. Inzwischen interessiert ihn der ganze Mensch und vor allem, was er trägt. Die Fotos, die man im Internet anschauen und vor allem kommentieren kann, beginnen die Welt der Mode auf den Kopf zu stellen. Auch wenn es dem 30-Jährigen nicht darum geht, Trends zu entdecken, holen sich Designer und Modemagazine bei ihm ihre Anregungen.

Yvan Rodic schert es nicht, welche Auswirkungen seine Arbeit auf die Mode hat: Er reist durch die Welt und sucht nicht nach regionalen Unterschieden, sondern nach Menschen, die global gut aussehen. Wenn auf den Fotos, die jetzt in der Galerie La Robe in der Winsstraße ausgestellt sind, nicht im Hintergrund die Berge oder eine Londoner Straße zu sehen wären – man könnte unmöglich erraten, wo seine Modelle leben. Rodic: „Wenn ich in Berlin eine Französin fotografiere, die in Stockholm lebt und ihre Kleider in New York kauft, kann ich keine Unterschiede mehr feststellen.“

Seine Bilder passen gut in die Berliner Galerie La Robe. Hier werden Couturekleider von Chanel, Yves Saint Laurent und anderen großen Designern aus den letzten 80 Jahren präsentiert. Schauspielerinnen wie Diane Kruger oder Inga Busch haben sich hier schon mit Abendkleidern für den roten Teppich versorgt.

Der gebürtige Schweizer erkennt sofort, wenn er jemanden will. „Nie aufhören“ ist sein Motto, auch wenn er gerade ein Interview gibt. Als eine Frau in einem engen Catsuit die Galerie betritt, ist es um ihn geschehen: „Stell dich dort hin, heb ein wenig den Kopf, toll, genau so!“

Inzwischen ist das mit der Jagd ein schwieriges Geschäft geworden: Selbst in Rumänien wird er erkannt – dem Internetforum Myspace sei Dank. Aber Yvan Rodic ist darüber nicht unglücklich, er ist ja nur da, wo er sowieso sein will. Er freut sich auf die nächsten Tage in Berlin. Vor zehn Jahren war er viel in Prenzlauer Berg unterwegs, aber da sind ihm die Leute zu durchschnittlich. Deshalb ist sein neues Jagdrevier Kreuzberg: „Da sehen alle so schön individuell aus.“

Demnächst wird also nicht nur die Frau im Catsuit auf seiner Website auftauchen, sondern auch jede Menge Kreuzberger. Zu jedem Fotografierten kann Yvan Rodic eine Geschichte erzählen: Zu der Frau im roten Tüllkleid, die sich an ihr rosafarbenes Hollandrad lehnt, oder dem Mädchen mit der riesigen roten Lackschleife im Haar. Sie alle sind längst die virtuellen Freunde von „Yvan dem Schrecklichen“ geworden.

La Robe, Winsstraße 10, Prenzlauer Berg, bis 14.1., Termine nach Vereinbarung: 030 / 810 129 60

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