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Cees Nooteboom erhält Ehrendoktorwürde

© dpa

Strenge Eingangskontrolle: Weltliterat darf nicht in Stabi

Dem berühmten niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom wurde der Einlass in die Berliner Staatsbibliothek verwehrt. Grund: Er hatte statt seines Ausweises nur den Führerschein dabei.

Er trägt das Bundesverdienstkreuz, seine Romane sind Bestseller, und diesen Donnerstag bekommt er von der Freien Universität die Ehrendoktorwürde verliehen: Über zu wenig Bewunderer kann sich der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom nicht beschweren. Umso überraschter war der 75-Jährige, als er vorige Woche in die Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße wollte: Da verweigerte man ihm den Eintritt in den Lesesaal – weil der Autor keinen Personalausweis vorzeigen konnte.

Der niederländische Führerschein reichte nicht

Seit Anfang Oktober wohnt Cees Nooteboom („Rituale“, „Allerseelen“) in Berlin, arbeitet hier auf Einladung der nordrhein-westfälischen Landesvertretung an einem neuen Werk. Das hat er in Berlin schon öfter getan, auch deshalb wird die FU ihn am Abend als „bedeutenden Vertreter der Weltliteratur“ zum Ehrendoktor ernennen. Die Mitarbeiter der Staatsbibliothek aber ließen sich von der Prominenz des Niederländers nicht beeindrucken – und verweigerten ihm die Ausstellung eines „Sonderausweises“, der nötig gewesen wäre, um in den Lesesaal zu gelangen oder Bücher aus dem Magazinbestand auszuleihen. Nooteboom hatte nur seinen niederländischen Führerschein dabei – das reichte den Mitarbeitern nicht zur Identifizierung.

Auch Nootebooms Hinweis, man könne sämtliche seiner Werke in den Beständen der Stabi finden, überzeugte die Mitarbeiter nicht. „Es ist doch merkwürdig, dass ich als Niederländer ohne Reisepass nach Deutschland komme, aber nicht in einen Lesesaal“, sagt der Schriftsteller.

Stabi-Sprecherin glaubt an Missverständis

Die Staatsbibliothek stellt den Vorfall etwas anders dar. Nach Angaben der Sprecherin Jeanette Lamble seien die Mitarbeiterinnen am Service-Schalter sehr wohl bemüht gewesen, Nooteboom Einlass zu gewähren. „Aber während noch nach einem Weg gesucht wurde, hat Herr Nooteboom das Gebäude wieder verlassen.“ Lamble ist sich sicher: „Da haben sich beide Seiten missverstanden.“ Außerdem sei den Mitarbeiterinnen der Name des Autors durchaus geläufig gewesen. „Wir fühlen uns natürlich geehrt, dass Cees Nooteboom unsere Bibliothek nutzen möchte.“

Deshalb will Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf dem Autor, den Marcel Reich-Ranicki mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen hat, jetzt einen Brief schreiben. Und ihm versichern, dass er in der Stabi „sehr willkommen ist“ und auf jeden Fall Einlass finde. Welchen Ausweis er mitbringen soll, wird nicht in dem Brief stehen.

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