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Robinson

© promo

"Tear down this Wall": Emotion und Drama

Reagans Redenschreiber Peter Robinson lüftet ein Geheimnis um die Ansprache vor 20 Jahren.

Das war ein denkwürdiger Abend im Alliierten-Museum. Reagans früherer Redenschreiber Peter Robinson, der heute in einem Think Tank in Kalifornien arbeitet, hat sich zur Eröffnung der Ausstellung „Tear Down This Wall“ eine eigene Rede geschrieben. Er beschreibt, was für eine Herausforderung das für ihn damals war. Gerade 30-jährig war das die erste große Rede, die er vorbereiten durfte.

Als er bei seinem Vorbereitungsbesuch vom Reichstag kommend auf das Brandenburger Tor blickte, geriet er plötzlich in Panik angesichts der Dimensionen, die er zu behandeln hatte. Dabei klang die Vorgabe ganz schlicht. Es sollte eine außenpolitische Rede über Europa werden. Das Knifflige daran war: Sie musste nach Ronald Reagan klingen, und der liebte Emotion und Drama.

Er wollte Geschichten erzählen und verlangte genaue Details, damit die Reden haften blieben. Er war als junger Mann mal Sportreporter und schrieb selber gerne Reden. „Wenn wir Ronald Reagan durch einen Zeittunnel heute hierher holen könnten, dann würde er unbedingt wollen, dass wir nicht bei seiner Rede 1987 stehen bleiben, sondern uns auf das historische Happy End zwei Jahre später konzentrieren“, sagte Robinson. Diese Schlusspointe sei ganz nach dem Herzen des Präsidenten gewesen. Dass am Ende nämlich nicht Mr. Gorbatschow die Mauer niederreißen musste. Sondern dass die Deutschen das ganz allein geschafft hätten, all die mutigen Menschen, die später in Leipzig, Dresden und Berlin auf die Straße gegangen seien.

Die anderen Redner gaben zu, dass sie nicht an den baldigen Fall geglaubt hätten. Peter Claussen von der US-Botschaft sagte sogar, dass er damals die Rede für ein typisches Stück Kalter-Kriegs-Rhetorik gehalten habe. Walter Momper erinnerte daran, dass Reagan auch Ehrenbürger Berlins war. Im Publikum saßen auch Ingeborg Elz, die Frau, die Robinson damals zu der Formulierung „Tear down this wall“, inspiriert hat, CDU-Chef Friedbert Pflüger, der frühere Polizeipräsident Georg Schertz und Marilyn Fisher, die Kuratorin des Reagan Ranch Center. Museumsdirektor Helmut Trotnow unterstrich, dass kaum ein Präsident jemals so falsch eingeschätzt wurde wie Reagan, was unter anderem ein netter und sachlicher handgeschriebener Brief an Gorbatschow beweist, der in der Ausstellung zu sehen ist und von 1985 datiert.

Sogar seine Reitkünste seien falsch eingeschätzt worden, erzählte John Barletta, sein langjähriger Leibwächter. Er sei nämlich nicht wie ein Cowboy geritten, sondern englisch, weil er in der US-Kavallerie mal Captain war. Es sind damals viele Personenschützer vom Pferd gefallen, bis sich mit Barletta einer fand, der den wilden Reitkünsten des Präsidenten Paroli bieten konnte.

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