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Teil 3: Der Spielverderber: Die Welt der ewigen Teenager

Wir erklären, warum Fußball Wahnsinn ist. Und geben Tipps, was Sie heute tun können, während die anderem ihm verfallen. Dieses Mal: Der Fußball und die ewigen Teenager.

Von Anna Sauerbrey

Lukas Podolski ist 25 Jahre alt. In dem Alter ist man in Deutschland schon fast ministrabel. Podolski ist zumindest Vater und zahlt vermutlich genug Steuern, um mit Fug und Recht als wichtige Stütze des deutschen Rentenwesens bezeichnet zu werden. Doch Podolski ist „Poldi“ geblieben.

Fußballer haben ein Problem damit, erwachsen zu werden. Das ist nicht ihre Schuld. Fußballmannschaften sind voller ewiger Teenager, weil sie immer als solche behandelt werden. In der vergangenen Saison zum Beispiel erregte der Fall Frank Rost Aufmerksamkeit. Der Torwart des HSV (Jahrgang 1973) war am Abend vor einem Spiel ins Kino gegangen. Heimlich! Ohne sich abzumelden! Und nicht nur er allein. Er hatte den Besuch für sich und einige Mannschaftskollegen „organisiert“, war also auch noch der Rädelsführer des kollektiven Wegschleichens schuldig. Der Trainer-Patriarch Bruno Labbadia verpasste dem Mittdreißiger eine Abreibung, der Familienfrieden beim HSV war dahin. Frank wiederum war beleidigt und trat aus dem Mannschaftsrat aus, ein Maß an Rebellion, dass die nationale Sportpresse mit ausführlicher Berichterstattung honorierte.

Wie bei Halbwüchsigen bestimmen die Trainer auch, wann die Jungs mit ihren Mädels zusammen sein dürfen. Die deutschen Spieler haben Glück mit ihrem liberalen Trainer. Im Trainingslager in Sizilien waren Frauen und Freundinnen erlaubt und auch in Südafrika sind sie ab dem Viertelfinale dabei. Bei den Holländern hingegen herrschen noch Zucht und Ordnung: Die niederländischen Fußballer müssen ohne ihre Freundinnen zum Turnier. „Die Anwesenheit von Familienangehörigen stört die Konzentration“, befand Coach Bert van Marwijk.

In so einem Umfeld fällt die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit naturgemäß schwer, denn die hängt ganz wesentlich mit eigenen Entscheidungen zusammen. Fußballer aber sind immer in Bussen unterwegs, in Lagern zusammen und müssen sich Kabinenpredigten anhören. Das Fußballerleben gleicht einer ewigen Klassenfahrt. Nur, dass es statt Doppelstockbetten Fünf-Sterne-Hotelzimmer gibt, statt angerührtem Kartoffelpüree Knödel in schwarz-rot-gold.

Immerhin, was sie essen, können die Spieler weitgehend selbst bestimmen, beteuerte der Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft in der „Zeit“. Nur die Häufigkeit und Reihenfolge der Mahlzeiten werde festgelegt. Genug Taschengeld, um sich zusätzlich hinter dem Rücken von Papa Trainer und Onkel Arzt Chips und Gummibärchen zu kaufen haben die Spieler ja. Reicht bestimmt auch noch für das neueste „Lustige Taschenbuch“.

Stattdessen heute

Mal wieder das Lustige Taschenbuch lesen. Viele Tagestipps außer Haus gibt es bei Zitty.

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