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Teure Theater: Poker um die Staatsoper

Nach Ansicht von Bürgermeister Wowereit kann Berlin alle drei Musiktheater nur noch bis 2009 über die Runden bringen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Klaus Wowereit bleibt dabei: „Die Übernahme der Staatsoper durch den Bund wäre die sauberste Lösung.“ Um das zu erreichen, brauche Berlin „gute Unterstützung aus dem Bundestag heraus“, sagte der Regierende Bürgermeister am Montagabend, als er in den Sophiensälen am Hackeschen Markt mit dem Intendanten des Deutschlandradios, Ernst Elitz, über „neue Chancen für Kultur in Berlin“ sprach. „Wir kommen nicht weiter, solange der Bund nicht grundsätzlich bereit ist, sich finanziell mehr für die Hauptstadt zu engagieren.“ Dagegen gebe es immer noch Widerstände.

Wowereit empfahl – abwarten. Der Bund habe bald Haushaltsberatungen. „Wir auch.“ Vorerst sei es müßig zu spekulieren. Der Regierungschef ließ sich nicht in die Karten gucken, obwohl er Gast des SPD-Kulturforums war. „Jede öffentliche Diskussion über die Zukunft der Staatsoper ist eher kontraproduktiv.“ Die Idee der Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten Monika Grütters, statt der Staatsoper die Philharmoniker an den Bund zu geben, nannte Wowereit immerhin „hilfreich, aber mit dem Kulturstaatsminister Bernd Neumann nicht abgestimmt“. Der hatte den Vorschlag der Parteifreundin sofort abgelehnt.

Bis 2008/09, warnte der Regierende Kultursenator, könne Berlin seine drei Opern finanziell über die Runden bringen. Danach gehe das nicht mehr ohne Substanzverlust. „Die Opern sollen aber alle top sein!“ Wowereit wäre es auch egal, ob eine auskömmliche Hauptstadtkulturfinanzierung durch ein Berlingesetz oder einen Vertrag mit dem Bund abgesichert wird. Er stellte sogar die Frage, „ ob wir ein Hauptstadtgesetz unbedingt brauchen.“ Die neue Berlinklausel im Grundgesetz, die den Bund für die „Repräsentation des Gesamtstaates in der Hauptstadt“ verantwortlich macht, ermöglicht ein solches Bundesgesetz. „Erst mal benötigen wir die Bereitschaft, dass jemand überhaupt was geben will“, sagte Wowereit. Wie das dann technisch umgesetzt werde, sei zweitrangig.

Lobende Worte fand Wowereit für jene Bundesländer, „die Berlin helfen wollen“. Die gebe es durchaus. „Das muss man differenziert sehen; schließlich hat jeder Ministerpräsident seine eigenen Probleme.“ Den baden-württembergischen Amtskollegen Günther Oettinger (CDU) schloss der Regierende Bürgermeister ausdrücklich in das Lob ein. Der habe seinen Vorschlag für einen Notgroschen zugunsten Berlins positiv gemeint. Und überhaupt: „Viele Landesvertretungen in der Hauptstadt machen eine super Arbeit, auch kulturell.“

Dann machte sich Wowereit noch einmal stark für eine neue Berliner Kunsthalle. „Das wäre mein Traum.“ Das Projekt sei aber nur erfolgversprechend, wenn man systematisch vorgehe: Erst das Konzept, dann der Ort, dann die Finanzierung. Es solle keine zweite Nationalgalerie werden. Zum vorgeschlagenen Standort Hamburger Bahnhof äußerte sich der Regierende zurückhaltend. Das sei eine Möglichkeit, es gebe auch andere. Der Ort müsse so attraktiv sein wie das Programm. „In kulturaffiner, zentraler Lage.“ Diese Einordnung träfe wohl mehr auf das ehemalige Postfuhramt in der Oranienburger Straße zu. Dieser Bau war schon in den neunziger Jahren im Gespräch: für die Berlinische Galerie. Ulrich Zawatka-Gerlach

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