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Nils Foerster und Kerstin Reichelt stecken hinter dem Projekt "24 h Theater Berlin".

© Doris Spiekermann-Klaas

Theater-Event: Auf die Bühne in 24 Stunden

Kreativ sein unter Zeitdruck: Nur 24 Stunden bleiben den Beteiligten, um ein komplettes Theaterstück zu schreiben, zu inszenieren und aufzuführen. Die Erfahrung überrascht sogar gestandene Theatermacher.

Vor allem „viel Kaffee“ werden die Theatermacher am Wochenende brauchen, prognostiziert Kerstin Reichelt, die das Projekt „24 h Theater“ im vergangen Herbst in die Brotfabrik nach Berlin geholt hat. Am Freitag geht das tagesaktuelle Theater in die dritte Runde: Innerhalb von 24 Stunden müssen die Autoren, Regisseure und Schauspieler ein komplettes Stück schreiben, inszenieren und aufführen. Theaterfrischlinge und Routiniers werden gruppenweise zusammengelost, den thematischen Rahmen bildet die Wochenendausgabe einer Berliner Tageszeitung.

Der aktuelle Zugang sei eine Möglichkeit, das durch lange Probezeiten eher behäbige Medium Theater wieder zu repolitisieren, meint Nils Foerster, einer der Initiatoren. „Wir besinnen uns auf das Theater als politisches Medium, als Sprachrohr, zurück“, so Foerster. Wie die Autoren den aktuellen Stoff bearbeiten, ist allerdings ihnen überlassen. So diente in der Vergangenheit nicht nur der Inhalt eines Artikels als Inspirationsquelle, sondern auch eine im Blatt veröffentlichte Todesanzeige, die der Autor zum Anlass nahm, über sein eigenes Ableben zu schreiben.

Die Zuschauer können den Theaterprozess von der Themenauswahl bis zur Premiere begleiten. Über Twitter und Facebook bekommen sie Einblicke in die Proben. Samstagfrüh können sie bei Kaffe und Kuchen die erste Leseprobe der Schauspieler miterleben. Pünktlich um 20 Uhr ist dann Premiere. "Die Transparenz ist uns wichtig", sagt Kerstin Reichelt, die bei dem Projekt die künstlerische Leitung übernimmt.

Die tickende Uhr im Nacken habe den Machern zufolge die Qualität der Stücke nicht negativ beeinflusst. Manch einer wurde durch den Zeitdruck sogar regelrecht beflügelt. „Es sind Theaterarbeiten mit Qualität entstanden“, erzählt Nils Foerster stolz.

Aber eine Sache hat die Macher in der Vergangenheit tatsächlich überrascht: Branchenüblicher Zank und Streit bei den Proben ist bisher ausgeblieben. "Eigentlich ganz logisch: für solche Querelen haben wir gar keine Zeit", scherzt Foerster. Eine Grundspannung bliebe aber trotzdem. Und so fällt das Erfolgsrezept von Theaterfrau Reichelt für Freitag eher pragmatisch aus: "Man sollte in der Nacht gut schlafen, um auf alles reagieren zu können."

24 h Theater Berlin, Freitag, 20 Uhr "Die Show", Samstag, 8 Uhr "Die Lesung", Samstag, 20 Uhr "Das Theater", Eintritt: 15 Euro/ erm. 10 Euro

Kunst- und Kulturzentrum Brotfabrik, Caligariplatz 1, Berlin-Weißensee

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