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Theater-Festival im Spreepark: Partystimmung im Plänterwald

In den ehemaligen Spreepark im Plänterwald kehrt Leben zurück: Das Theater Hebbel am Ufer plant für Mai ein mehrtägiges Festival. Der Streit um das Gelände könnte auch im Wahlkampf thematisiert werden.

Größenwahn hat im Spreepark Tradition. Zuerst die DDR-Granden, die das Riesenrad im VEB Kulturpark zum Jubiläum ’89 um fünf Meter aufstocken ließen, damit die Wessis sehen konnten, wie viel Spaß die DDR-Bürger hatten, dann Norbert Witte, der den Berlinern nach der Wende versprach, aus dem „Kulti“ den größten Freizeitpark Deutschlands zu machen. Zuletzt KT zu Guttenberg, der sich in Heldenpose auf dem Kopf des umgeworfenen Tyrannosaurus Rex im Spreepark ablichten ließ, Frau Stephanie zu seinen Füßen. Alle sind auf ihre Art gescheitert – wie auch die Versuche, den Park wiederzubeleben.

Seit 2001 stehen die Karussells still, in der Wildwasserbahn „Grand Canyon“ leben Frösche, am Zaun hängen „Betreten Verboten“-Schilder. „Generationen sind mit dem Park aufgewachsen und jetzt kommt keiner mehr hinein“, sagt Stefanie Wenner, Kuratorin am Theater Hebbel-am-Ufer. Bei einem Spaziergang durch den Plänterwald kam ihr die Idee zu einer Aktion. Das Ergebnis heißt „Lunapark Berlin“ und erste Details wurden jetzt bekannt gegeben: Vom 26. bis 29. Mai werden sich die verrosteten Tore für einen alternativen Freizeitpark öffnen. Für fünf Euro Eintritt soll es ein breitgefächertes Programm für jedes Alter geben: Von einem Förster oder einer Märchenerzählerin werden Besucher auf Touren durch den verwilderten Park mitgenommen. In der Reparaturhalle laufen Filme zum Thema Freizeitpark, Schausteller von damals erzählen aus ihrem Leben. Dazu gibt es Zuckerwatte, Popcorn und mehrere Theaterperformances. In Anlehnung an den Burning Man, einen Holzriesen, der jedes Jahr beim gleichnamigen Festival in der Wüste Nevadas angezündet wird, entsteht im Spreepark sein urbaner Kollege: der Burn-out-Man. An der Riesenskulptur können die Besucher mitbauen.

Wie viele Gäste im Lunapark mitfeiern können, wird derzeit noch mit den Ämtern verhandelt. Zu einer Techno-Party im Vorjahr kamen 5000 Besucher. Mit dem Freizeitpark-Intermezzo will das HAU vor allem neue Bewegung ins Spreepark-Dilemma bringen. „Das Gelände ist viel zu schade für nur gelegentliche Events“, sagt Wenner.

Dabei gab es bereits viele Interessenten: eine Stuttgarter Schaustellerfamilie, Tivoli aus Dänemark, ein französischer Konzernriese und die Firma Kleist-Project aus Mecklenburg-Vorpommern, die beinahe einen Historienpark mit Inka-Tempeln und Pyramiden auf dem Gelände errichtet hätte. Alle Versuche schlugen fehl.

Zuletzt plante die Bar 25, die ihr Terrain am Ostbahnhof im letzten Jahr verlassen musste, in den Spreepark zu ziehen. Die Verhandlungen mit der Bank stehen aber noch aus. Nur eines ist sicher: „Die Bar 25 an einem anderen Standort in Berlin wird es in diesem Jahr nicht geben“, sagt Sven Kilian, einer der Organisatoren, zu Gerüchten über einen neuen Platz an der Spree. Nur einzelne Veranstaltungen seien möglich. Stattdessen will die Bar 25 für mindestens einen Sommer ins indische Kalkutta auswandern. „Das ist keine Zeitungsente. Wir haben dort ein paar Grundstücksoptionen und werden sehen, wie es läuft“, sagt Kilian dem Tagesspiegel. Langfristiges Ziel sei aber nach wie vor der Spreepark.

An dessen Zukunft soll auch am letzten Tag des Lunaparks im Mai gefeilt werden. Liegenschaftsfonds und Politiker sind zum Talk angefragt. Regierungsvertreter machen sich für einen neuen Freizeitpark stark, Grüne forderten zuletzt die Renaturierung des Geländes. Das Thema ist emotional mit Visionen und Erinnerungen aufgeladen, noch dazu ist Wahlkampf, es könnte spannend werden. Sollte auch das nicht helfen, bleibt noch der Burn-out-Man, der den Flammen geopfert wird: „Wir treiben so die alten Geister aus“, sagt Wenner. Das hat noch kein Investor probiert.

Weitere Infos unter www.hebbel-am-ufer.de

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