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THEKEN Tanz: Bellini Lounge

Reden wir über die happy hour. Sie beginnt in vielen Bars am Nachmittag, dauert meist länger als 60 Minuten und wird hier und da gegen Mitternacht oder noch später wiederholt, vielleicht wegen eines erwarteten Zwischentiefs beim trinkenden und irgendwann abnehmend zahlungskräftigen Publikum.

Von Frank Jansen

Reden wir über die happy hour. Sie beginnt in vielen Bars am Nachmittag, dauert meist länger als 60 Minuten und wird hier und da gegen Mitternacht oder noch später wiederholt, vielleicht wegen eines erwarteten Zwischentiefs beim trinkenden und irgendwann abnehmend zahlungskräftigen Publikum. Der drinking man hat die happy hour meist verpasst, weil er strikt und (fast) ohne Ausnahme erst abends, zu unhappy hours trinkt, und dann ist es mit dem kleinen Glück fürs Portemonnaie in der Regel zu spät (oder zu früh). Außerdem ist nicht auszuschließen, dass einige Keeper sich über die halben Preise ärgern und deshalb die happy hour zum Schummelstündchen mutiert – die üblichen Gläser, aber mehr Saft als Spirituosen in den Cocktails. Hauptsache, die Farbe stimmt, und der Gast merkt nichts (klappt vermutlich oft). Wie auch immer – der drinking man und ein compañero sind kürzlich zufällig in die happy hour der Bellini Lounge geraten. In der oft gelobten Bar konnte doch nichts schiefgehen, oder?

Zunächst mal: Im großen Aquarium fehlten die Fischlein. Das Wasser müsse sich erst setzen, sagte die nette Servierdame, in 14 Tagen kämen die Fische wieder rein. Ob die derzeit ein anderes Bassin übervölkern, im Wannsee geparkt sind oder im Tresen zwischen Eiswürfeln, war nicht zu erfahren. Ansonsten hat sich offenbar kaum etwas geändert. Sanfter Club Sound in Endlosschleife, angenehm temperiertes Licht, dunkle Sitzmöbel, runde Tischchen, in deren Auflage sich flache Metallblasen ineinanderschmiegen. Alles schön. Die Drinks konnten kommen.

Der Bombay Bramble (Bombay Sapphire, Blackberry Liqueur, Zuckersirup, Zitronensaft, mit einem keck aufgesetzten Weintraubenpärchen) schimmerte rötlich und schmeckte gut. Das war eigentlich auch vom Mai Tai zu erwarten, aber dann: wässrige Konsistenz, viel zu wenig Süße und Rum nur in einer Ration, die allenfalls Halbwüchsige happy macht. Also doch auch hier: halber Preis gleich halber Aufwand? Drinking man und compañero waren enttäuscht.

Und es ging so weiter. Der Bandito (Bombay Sapphire, Apricot Brandy, Orangensaft, Maracujasaft, Erdbeersirup) hätte nicht mal eine Tupperparty erschreckt. Ein wenig versöhnlich stimmte der Brandy Alexander, auch an diesem Abend ein angenehm sahniger Winterdrink.

Zum hemmungslosen Glücklichsein ist die happy hour in der Bellini Lounge, sie dauert bis 21 Uhr, leider nicht geeignet. Der drinking man empfiehlt Besuchern, freiwillig auch in der Billigphase anzubieten, den vollen Preis zu entrichten. Oder eben, wenn man Mai Tai liebt, ein Fläschchen Rum mitzubringen. Frank Jansen

Bellini Lounge, Oranienburger Straße 42, Mitte, Tel.: 97 00 56 18, geöffnet von 16 bis 3 Uhr, am Wochenende bis 5 Uhr.

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