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THEKEN Tanz: Café am Engelbecken

Wie sah es hier früher aus! Die Balkone West-Berliner Altbauten ragten fast über die Mauer, die in einem ausladenden Knick an Kreuzberg stieß.

Von Frank Jansen

Wie sah es hier früher aus! Die Balkone West-Berliner Altbauten ragten fast über die Mauer, die in einem ausladenden Knick an Kreuzberg stieß. Das hatte Konsequenzen: Jüngere Bewohner warfen spaßeshalber ihren Müll über die Mauer. Wie die Grenztruppen der DDR das Abfallproblem lösten, ist nicht bekannt. Haben die Soldaten vielleicht die Tüten nach verwertbaren Resten durchsucht? Egal, Geschichte, vorbei. Heute ist der einstige Grenzstreifen an der Sankt-Michaels-Kirche eine Oase der Ruhe, nur sanft touchiert vom Plätschern halbhoher Fontänen im wieder gewässerten Engelbecken. Und am nördlichen Ufer steht ein elegant-schlichter Flachbau: das Café am Engelbecken.

Die Biergartenbänke und -tische sind weiß lackiert, auf der Holzplankenterrasse stehen cremeweiße Hartschalenstühle unter großen Sonnenschirmen. Innen dominiert ein Mix aus 70er-Retrostyle und Gelsenkirchener Barock: Eine damastartige, braunweiße Tapete mit floralem Muster, ein altdeutscher Vitrinenschrank, schwere Sitzgarnituren. Der Tresen hält dagegen, weiß und nüchtern. Die Barstühle sind chic, die wild verzweigten Leuchten über den Sitzen könnten Abbild schockgefrorener Schlangenknäuel sein.

Essen kann man hier auch, ein Asiate bringt in einer Box fernöstliche Gerichte, die Küche des Cafés beschränkt sich auf Snacks. Drinking man und compañera nahmen Mozzarella Caprese und Thunfischsalat – und stürzten sich in die Drinks.

Die freundliche Servierdame brachte zunächst einen durstlöschenden Bora Bora (Orangensaft, Ananassaft, frischer Zitronensaft, Lime Juice, Mandelsirup) und einen Frozen Cherry Daiquiri. Der war gut, aber das Aroma hätte einen Tick kirschiger sein können. Also wurde ein Cherry Kiss (Smirnoff Wodka, Cherry Heering, Zitronensaft, Ananassaft, Grenadine) geordert, der blutrot und mit rosa Schaum verziert optisch beeindruckte – aber, obwohl lecker, immer noch nicht die Kirschsucht des drinking man stillen konnte. Doch in der Karte steht auch ein Cherry Caipirissima (3 Jahre alter Havana Rum, Limette, Kirschsirup, brauner Zucker). Klasse, sehr erfrischend. Und wie die anderen Cherry-Drinks mit drei aufgespießten Cocktailkirschen drapiert. Doch der ultimative Kirschkick blieb aus.

Die compañera genoss einen sehr guten Frozen Peach Daiquiri und einen Virgin Strawberry (Erdbeermark, Erdbeersirup, frischer Zitronensaft, Grenadine). Erdbeer satt. Da war er, der Fruchtrausch! Warum nicht bei Kirsch? Vielleicht komponiert der drinking man mal einen Cocktail „Cereza o Muerte“ und bringt das Rezept zum Engelbecken. Frank Jansen

Café am Engelbecken, Michaelkirchplatz, Mitte, Tel.: 28 37 68 16, täglich von 10 bis mindestens 0 Uhr

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