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THEKEN Tanz: Gagarin

An dieser Stelle muss einmal die fantastische Leistung der sowjetischen Raumfahrt erwähnt werden. Sputnik 1 war der erste Erdsatellit, Juri Gagarin der erste Mensch im All, die Raumstation Mir überlebte sogar das Ende des Kommunismus – hätten nicht Weichei Gorbatschow und WodkaJelzin die UdSSR ruiniert, gäbe es heute Sowjetkolonien auf Mond, Mars und Jupiter.

Von Frank Jansen

An dieser Stelle muss einmal die fantastische Leistung der sowjetischen Raumfahrt erwähnt werden. Sputnik 1 war der erste Erdsatellit, Juri Gagarin der erste Mensch im All, die Raumstation Mir überlebte sogar das Ende des Kommunismus – hätten nicht Weichei Gorbatschow und WodkaJelzin die UdSSR ruiniert, gäbe es heute Sowjetkolonien auf Mond, Mars und Jupiter. Aber die Verdienste bleiben und werden wenigstens in Prenzlauer Berg gewürdigt. Hier ist ein Lokal dem heldenmütigen Kosmonauten Juri Alexejewitsch Gagarin gewidmet, der am 12. April 1961 im Raumschiff Wostok 1 die Erde umrundete, in gerademal 108 Minuten. In derselben Zeit findet man heute nicht mal einen Parkplatz in der Berliner Innenstadt. Ergriffen betraten drinking man und compañera die Bar Gargarin in der Knaack-, Ecke Rykestraße.

Der Heros der roten Raumfahrt ist omnipräsent. An den Wänden auf Fotos, wo man Gagarin mit seinen vielen Orden sieht. Auf einem Wandgemälde, in dem Gagarin mit ausgestreckten Armen allen außerirdischen Lebewesen ewige Freundschaft anbietet. Gagarin schimmert auf einer Leuchttafel und prangt sogar auf der Klotür. Vielmehr Ehrerbietung schaffen wahrscheinlich selbst die Russen nicht.

Die Betreiber des Lokals geben außerdem in der Karte zu verstehen, dass sie sich auch heute noch realsozialistischen Sitten verpflichtet fühlen. Der Gast wird mit neun Regeln konfrontiert, Nummer fünf beispielsweise lautet: „Zuerst werden diejenigen bedient, die in näherer Umgebung wohnen (Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain)“ und nicht älter als 37 sein dürfen. Danach kämen „alle anderen Berliner“ an die Reihe und zuletzt die Touristen, „mit 10 Prozent Berlinzuschlag!“ Drinking man und compañera waren froh, sich wenigstens als „andere Berliner“ ausweisen zu können. Bestellen kann man übrigens Gerichte mit Namen wie „Proletariat“ und „Intelligenz“, mit jeweils „50 Gramm Wodka“.

Die junge Servierdame überraschte dann aber mit einer völligen Ignoranz sowjetischen Reglements. Sie bediente fix und lächelte unsozialistisch. Wahrscheinlich haben schon deshalb fast alle Cocktails gut geschmeckt. Als da waren: der ungemein wodkastarke Caipiroska, der nur auf den ersten Blick verwässert wirkende White Russian (in Wahrheit bärenstark), der ähnlich geartete Black Russian und der Caribbean Cocktail (Mango, Banane, Orange, Limette), der natürlich aufgrund seiner unrussischen Herkunft etwas abfiel (compañera: „belanglos“).

Zum Schluss sei die Frage erlaubt, was es für Juri Gagarin bei der Erdumkreisung zu trinken gab. Wie bitte? Drei Tuben angedickten Wodka? Was für ein Kerl. Er hatte den Titel „Held der Sowjetunion“ wirklich verdient. Frank Jansen

Gagarin, Knaackstraße 22, Prenzlauer Berg, Tel.: 442 88 07, täglich ab 10 Uhr

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