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THEKEN Tanz: Guapo

Schöneberg ist eines der traditionellen Ausgehviertel, dennoch gibt es hier Cocktailbars mit nur geringem Bekanntheitsgrad. Das „Guapo“ ist so ein Lokal, obwohl es an der beliebten Winterfeldtstraße liegt.

Von Frank Jansen

Schöneberg ist eines der traditionellen Ausgehviertel, dennoch gibt es hier Cocktailbars mit nur geringem Bekanntheitsgrad. Das „Guapo“ ist so ein Lokal, obwohl es an der beliebten Winterfeldtstraße liegt. Aber nicht nahe genug am Epizentrum Winterfeldtplatz, sondern ein paar hundert Meter weiter westlich. Und schon wird es sehr ruhig, offenbar kommen die meisten Flaneure nur bis zum „Green Door“. Da der drinking man aber im neuen Jahr ein gerechter Mensch sein will und auch underdogs keineswegs kalt übergehen möchte, sei nun das Guapo skizziert. Das auf den ersten Blick auch gar nicht so uneinladend ausschaut.

Zumal es schon unüblich ist, eine Bar durch eine gläserne Schiebetür zu betreten. Innen dominiert dann strenge Postmoderne, die Kühle des Designs erinnert fast schon an japanischen Minimalismus. Der Tresen ist ein schwarzes, geometrisches Gebälk mit Milchglasverkleidung. Davor sind akkurat sechs schwarze Barhocker aufgereiht. An der Wand zum Fenster können die Gäste auf einer schwarzen Lederbank Platz nehmen oder in den gleichfalls düsteren Clubsesseln. Gebrochen wird die nüchterne Eleganz durch ein wandlanges Band mit floralem Muster, na gut: auch wieder schwarz, doch nach oben und unten raus schimmern lila und gelbe Leuchtröhren. Das Interieur kann man als gelungenen Versuch interpretieren, die 80er Jahre etwas gedämpft zu reanimieren.

Der ungemein fürsorgliche, junge Keeper brachte eine kleine Karte, der ebenfalls jeglicher Protz fremd ist. Ein paar Snacks, ein paar mehr Drinks, fertig. Da der drinking man mit zwei compañeros unterwegs war, konnte ein hoher Prozentsatz der gelisteten Cocktails getestet werden. Also denn: Der Ladykiller (Gordon’s Gin, Cointreau, Apricot Brandy, Maracujasaft, Ananas) war eher flau. „Der Name hätte einen warnen sollen“, meinte einer der compañeros. Auch der Gin Tai, serviert mit einem gelb-blauen Leuchtring um den Glasboden, ist woanders stärker, zwingender. Doch der Mai Tai machte die kleinen Schwächen der beiden Drinks wieder wett: Gut, kraftvoll und süß. Auf zur zweiten Runde.

Der Keeper brachte einen Hurricane, der allerdings nur als Tropenwind durchkam. Wesentlich druckvoller erschien El Presidente (3 Jahre alter Havana Rum, Cointreau, Grenadine, Martini Dry, Orangensaft), auch der Mojito war passabel.

Es fiel angenehm auf, dass die Musik nur temperiert den Raum beschallte. So konnten sich der drinking man und seine compañeros ungestört unterhalten, was nicht ohne Einfluss auf die Dauer des Aufenthalts und den quantitativen Konsum bleiben konnte. Also ein netter Abend, auch wenn der Guapo seine Mixkünste hier und da noch ein wenig verfeinern könnte. Frank Jansen

Guapo, Winterfeldtstraße 72, Schöneberg, Tel.: 21 91 64 66, geöffnet sonntags bis donnerstags 12 bis 24 Uhr, freitags/samstags von 12 bis open end

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