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© David Heerde

Toni Mahoni: Imma is wat

Als berlinernder Videoblogger wurde Toni Mahoni Kult. Diesen Mittwoch singt er wieder im BKA-Theater

Toni heißt Toni Mahoni wirklich, aber Mahoni natürlich nicht. Obwohl seine tiefergelegte Gesangsstimme klingt wie die eines heiseren sizilianischen Mafiapaten, ist Toni, Jahrgang 76, abgebrochene Tischlerlehre, abgebrochenes Soziologiestudium, gebürtiger Schöneweider. „Unterschichtler“, wie er sagt. „Vadda Elektriker, Mudda Verkäuferin.“ Das ist doch fast schon Mittelschicht. „Ah ja? Ooch jut“, zuckt Toni die Achseln und steckt sich schon wieder eine an. Selbstgedrehte, was sonst.

Die Fluppe und der Strohhut sind Toni Mahonis Markenzeichen. Schon seit 2006, als er als Videoblogger auf spreeblick.de zur Kultfigur der Podcastszene wurde. Doch nicht die Filmchen, die der bodenständig berlinernde Alltagsphilosoph inzwischen nur noch auf der eigenen Homepage zeigt, liegen Toni am Herzen, sondern seine Lieder.

Die handgemachten Berliner Songs singt der Paolo-Conte-Fan begleitet von seiner vierköpfigen Akustikband Mittwochabend im Klub Mahoni. Der „Kaminabend in einem alten Raumschiff“, so die geniale Eigenwerbung, steigt alle zwei Monate im BKA-Theater in Kreuzberg. Mit Überraschungsgästen quatscht und singt Märchenonkel Mahoni über brisante Themen wie „Beschissene Berufe“, „Zugezogene“ oder – diesmal – über „Genuss“. Der ist eh Tonis Hobby. Auf seinem Album „Allet is eins“ (Roofmusic), dem im Frühjahr die CD „Irgendwat is imma“ folgt, feiert er das kleine Lebensglück beim Genießen von Kaffee, Ostsee, Fleisch, Sonne oder, na klar, Zigaretten.

Gefälliger Schlager, rauer Blues, rumpelndes Küchenlied, melancholische Ballade – musikalisch und inhaltlich liegt Toni Mahoni zwischen der prolligen Gemütlichkeit eines Gunter Gabriel und der gesungenen Revoluzzerattitüde von Rio Reiser. Eine Textprobe aus dem sympathischen kleinen Discounter-Hassersong „Ketten“: „Meen kleena Fischladen hat schon zu / und Schuld daran bist du / weilde nur Fischstäbchen frisst / und janee mehr weeßt watn Fisch überhaupt is.“ Richtig weh tun solche Verse zwar nicht, aber immerhin haben sie Haltung. Die steckt auch hinter Tonis demonstrativem Mundarteinsatz. „Ick will ’ne Lanze dafür brechen“, sagt er. Dialekt gelte ja als Zeichen für begrenzten Horizont. „Allet Quatsch, man kann auch philosophisch berlinern.“ Seine Wurzeln zu verdrängen findet Mahoni doof. Und die Sprache gehöre nun mal zur Stadt.

Hier ist „Heimat“, „dieset unerklärliche Ding“, sagt Mahoni und zeigt auf sein ganz privates Stadtzentrum, den froh plätschernden Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. Alle Freunde wohnen in zehn Minuten Umkreis, der speckige, zugequalmte Probenraum liegt um die Ecke, nur ausgerechnet er selbst ist vor kurzem nach Weißensee gezogen. Wieso das denn? „Meene Freundin und ick wollt’n mal ’n bissken dicka ufftragen“, erklärt Mahoni. Außerdem seien es mit dem Fahrrad nach wie vor nur zehn Minuten zum Märchenbrunnen.

Und wie viel von der Kunstfigur Toni Mahoni steckt im wirklichen Toni, dessen Nachnahme geheim ist? „Allet komplett deckungsgleich“, grinst er, räkelt sich auf der Parkbank in der kuscheligen Nachmittagssonne und steckt sich schon wieder eine an. So deckungsgleich wie seine persönliche Glücksformel mit der Botschaft seiner Lieder. „Mehr Zeit, weniger Geld“ lautet sie, sagt Toni Mahoni. Auf Hochdeutsch dieses Mal.

Beginn ist am Mittwoch um 20 Uhr im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 11 Euro.

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