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Bernd Dressler

© Uwe Steinert

Trennungsagentur-Gründer: Bernd Dressler macht Schluss mit unbekannt

Er klingelt an fremden Türen, um im Auftrag seiner Kunden Beziehungen zu beenden. Mit seiner Trennungsagentur erlangte Bernd Dressler Weltruhm - jetzt hat er ein Buch geschrieben.

Sein Gesicht war auf der Titelseite der Londoner Zeitung „Times“. Das Schweizer Fernsehen lud ihn in eine Talkshow. In Indien konnte man seine Geschichte ebenso nachlesen wie in China. Was genau in den Artikeln stand, weiß Bernd Dressler nicht, er hat sie bisher nicht übersetzen lassen. Aber er hat sie alle ordentlich in seinem dicken Ordner abgeheftet.

Bernd Dressler ist so prominent, weil er in seinem Beruf täglich Besonderes leistet. Der 54-Jährige ist „Schlussmacher“: Im Auftrag seiner Kunden beendet er Beziehungen – und das „perfekt und endgültig“, wie Dressler sagt. Schon ab 29,95 Euro, je nachdem, ob er die schlechte Nachricht telefonisch, per Brief oder persönlich übermitteln soll.

Seit zwei Jahren betreibt Dressler nun seine „Trennungsagentur“. Dass er damit berühmt werden würde, hat er nicht gedacht. Zuerst wurden die deutschen Medien auf den Berliner aufmerksam, auch der Tagesspiegel berichtete im vorigen Jahr. Dann kamen plötzlich die Anfragen aus Übersee. Alle wollten von ihm wissen, was das wohl für ein Gefühl ist, im Auftrag anderer Schluss zu machen. Und was für Menschen ihn beauftragen. Die meisten sind zwischen 18 und 35 Jahre alt und weiblich, sagt Dressler.

„Frauen tun sich schwerer, in solche Situationen reinzugehen.“ Manchmal hat er einen, manchmal vier Aufträge pro Tag. „Nach Weihnachten und nach den Sommerferien läuft es besonders gut.“ Schließlich könne man sich während der Feiertage und im Urlaub nicht so gut aus dem Weg gehen, da komme es leichter zu Konflikten.

Weil sein Beruf so viele Menschen interessiert – und weil Dressler die weltweite Medienberichterstattung über ihn selbst kurios findet –, hat der Berliner nun das Buch „Die Trennungsagentur“ veröffentlicht (ImPrint Verlag, 14,80 Euro). Darin erzählt er die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre nach. Und natürlich die wildesten Schlussmach-Aktionen: Einmal schmiss ein Verlassener die Schuhe seiner Ex-Freundin aus dem Fenster, ein anderes Mal freute sich die Empfängerin der Trennungsbotschaft regelrecht – sie hatte offenbar selbst gerade Schluss machen wollen. Mit seinem Buch will Dressler aber nicht nur „ein paar lustige Geschichten erzählen“, sondern auch Gesellschaftskritik üben. „Es gibt eine Tendenz zur Verantwortungslosigkeit. Es geht alles nur noch ums Easy Living. Das Interesse reicht nur bis zur eigenen Nasenspitze.“ Deshalb war er auch so sicher, dass sein Konzept aufgehen würde.

Nicht nur Zeitungen und Fernsehsender melden sich bei Bernd Dressler. Auch geschäftstüchtige Unternehmer, die sein Konzept übernehmen wollen. Allerdings sind nur wenige bereit, dafür Geld zu bezahlen. Bisher hat  Dressler seine Idee nur nach Stuttgart und Italien verkauft.

Der Schlussmacher im Internet: www.trennungsagentur.com

Jessica Fischer

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