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U 6: Senat will keinen U-Bahnhof Naturkundemuseum

Die BVG hatte sich bereit erklärt, die Umbenennung der Station Zinnowitzer Straße in Museum für Naturkunde zu bezahlen. Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer legte aber ihr Veto ein - weil der Aufwand nicht lohne.

Alle wollen es – nur einer zieht nicht mit. Weil die Stadtentwicklungsverwaltung dagegen ist, darf der U-Bahnhof Zinnowitzer Straße nicht in Museum für Naturkunde umbenannt werden. Damit scheitert auch der Plan, bereits im Bahnhof Ausstellungsstücke des Museums zu zeigen. Die BVG wäre bereit gewesen, den Wunsch des Museums nach einer Umbenennung des U-Bahnhofs zu erfüllen und die Kosten in Höhe von 250 000 bis 300 000 Euro zu übernehmen. Die Stadtentwicklungsverwaltung unter Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nutzt jedoch ihr Veto-Recht.

Der hohe Aufwand für die Umbenennung, für die sich im Sommer in einer Tagesspiegel-Umfrage 76,8 Prozent der Teilnehmer ausgesprochen hatten, sei nicht gerechtfertigt, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland. Gleich nach der Wende hatte sich die damalige Verkehrsverwaltung an Kosten aber nicht gestört und Bahnhöfe gleich reihenweise umbenannt. Dass die Namen von SED-Größen verschwanden, war ziemlich unumstritten. Aber auch politisch unverfängliche Bezeichnungen mussten damals weichen. So erhielt auch der Bahnhof Zinnowitzer Straße seinen heutigen Namen. Vorher hieß er Nordbahnhof.

Eine erneute Umbenennung wolle man vermeiden, sagte Rohland. Dies wäre „nicht gut für den Standort“. Und die Kosten seien heute zudem wesentlich höher als zu Beginn der 90er Jahre.

Das Naturkundemuseum, das im Sommer nach der teilweisen Sanierung wieder eröffnet wurde, hatte bei der BVG beantragt, den in der Nähe liegenden U-Bahnhof umzubenennen. Es war dabei vom Fahrgastverband IGEB unterstützt worden. Wegen angeblich fehlender räumlicher Nähe war bereits 1998 ein Antrag abgelehnt worden. Das Museum an der Invalidenstraße ist etwa drei Gehminuten vom U-Bahnhof der Linie U 6 (Alt Tegel–Alt Mariendorf) entfernt, der unter der Chausseestraße liegt. Das Museum hatte jetzt erneut argumentiert, es sei bedeutend genug, um den Namenswechsel zu rechtfertigen. Zudem sei der Weg zum „richtigen Bahnhof“ für Ortsunkundige Besucher des Museums leichter zu finden, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer Andreas Kunkel. Die Zinnowitzer Straße, deren Name der Bahnhof jetzt trägt, ist dagegen eine kleine Nebenstraße, die kaum jemand kennt.

In Zinnowitz auf der Insel Usedom war man allerdings nicht begeistert, dass die Stadt „ihren“ U-Bahnhof in Berlin verlieren könnte. Doch für die Bewohner soll es nach Kunkels Vorstellungen immerhin einen kleinen Ausgleich geben. Ihm schwebt vor, den Zinnowitzern bei einem Besuch in Berlin ein Jahr lang freien Eintritt im Museum zu gewähren.

Die starre Haltung der Stadtentwicklungsverwaltung sei „ein Unding“, sagte gestern die Verkehrsexpertin der Linkspartei, Jutta Matuschek. Auch ihr Kollege Christian Gaebler vom Koalitionspartner SPD kann nicht verstehen, warum die Verwaltung die seiner Ansicht nach sinnvolle Umbenennung ablehnt. Beide hoffen, Senatorin Ingeborg Junge-Reyer doch noch zum Einlenken bewegen zu können.

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