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Umweltzone: Schoko-Käfer für Plakettenkleber

Die zum 1. Januar eingerichtete Umweltzone ist für die Berliner allen Unkenrufen zum Trotz kein Buch mit sieben Siegeln. Im Gegenteil: Die Autofahrer zeigen sich gut informiert über die neue Regelung. Dafür werden sie jetzt belohnt.

Die Experten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind angenehm überrascht. Sie haben die Probe aufs Exempel gemacht und am 2. Januar vor allem am Potsdamer Platz knapp 2.000 Pkw überprüft.

Bei 75 Prozent der kontrollierten Autos klebte eine der drei Plaketten an der Frontscheibe, die zur Einfahrt in die 88 Quadratkilometer große Berliner Umweltzone innerhalb des S-Bahn-Rings berechtigen. Weiter ergab die Stichprobe, dass 60 Prozent der Fahrzeuge über die grüne Plakette für den besten Umweltstandard verfügten, zehn Prozent über die gelbe und fünf Prozent über die rote. Nach Ausnahmegenehmigungen für bestimmte ältere Fahrzeuge wurde nicht gefragt.

Die Mitarbeiter des Umweltverbandes machten bei ihrem ersten Einsatz  bei ihren Überprüfungen gute Erfahrungen. "Die von uns angesprochenen Autofahrer waren äußerst einsichtig und überhaupt nicht aggressiv", sagt der Sprecher der Organisation, Gerd Rosenkranz. Nach den kritischen Debatten der vergangenen Wochen habe das Team eher Ärger befürchtet. Vor allem die Wirtschaft war Sturm gegen die Umweltzone gelaufen. Sie sieht kleine Unternehmen mit alten Fuhrparks und hohem Schadstoffausstoß in ihrer Existenz gefährdet.

Schokolade für brave Autofahrer

Wer eine grüne Plakette hatte, wurde von der Umwelthilfe belohnt. Die Fahrer erhielten ein Dankeschön-Schreiben und einen Schokoladen-Glückskäfer. Autofahrer ohne Plakette bekamen nur einen fingierten Strafzettel - schließlich darf der Verband keine hoheitlichen Aufgaben wahrnehmen. Echte Strafen drohen in Berlin ohnehin erst ab Februar, weil der Senat eine einmonatige Schonfrist eingeräumt hat. Nichtwissen oder hartnäckige Ignoranz werden dann mit einem Bußgeld von 40 Euro und einem Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg geahndet.

"Wir haben den Nachzüglern nochmals den Ernst der Lage deutlich gemacht", sagt Rosenkranz. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben in Deutschland jährlich 75.000 Menschen infolge hoher Feinstaubbelastung vorzeitig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sein Verband halte deshalb sogar die Schonfrist für falsch, betont der Sprecher. Schließlich dürfe bei der Einrichtung von Parkverbotszonen auch nicht erst Monate später bezahlt werden.

Christina Schultze[ddp]

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