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Underage-Partys

© Uwe Steinert

Underage-Partys: Junge Hüpfer

Im Berliner Fritzclub gibt es eine neue Partyreihe für Minderjährige. An der Theke trinkt man Fruchtsaft und am Eingang gilt die Ausweispflicht: Wer nicht reinkommt, ist zu alt.

Eines der eisernen Gesetze der Nacht gilt offenbar auch sonntagnachmittags: Der Beginn einer Party ist keinesfalls gleichzusetzen mit dem Zeitpunkt, an dem die Party wirklich anfängt. Und deshalb dreht um 14 Uhr im Fritzclub am Postbahnhof die Diskokugel ziemlich einsam ihre Runden. Ein Helfer schleppt ein paar Kisten Fruchtsaft hinter die Bar, sonst ist nichts los.

Das Konzept von Berlins erster „Underage-Party“ ist simpel: Am Eingang des Fritzclubs wird jeder Ausweis kontrolliert, und wer älter ist als 17, bleibt draußen. Um acht ist wieder Schluss. Alkohol gibt es keinen, Rauchen ist verboten. Für 19 Uhr ist ein Auftritt der Mädchenband Fräulein Wunder geplant, die Gruppe war immerhin schon mit den Killerpilzen auf Tour. Natürlich sind alle Mitglieder unter 18.

Mara, 14, und Karla, 15, gehören zu den ersten Gästen, die sich mittlerweile ein bisschen unschlüssig auf den Bänken an den Rändern der Tanzfläche niedergelassen haben. Die beiden sehen den frühen Beginn pragmatisch. „Montag ist wieder Schule, dann kann man abends noch was lernen“, sagt Mara.

In Großbritannien sind Underage-Partys schon länger populär, die Bewegung will Minderjährigen den Zugang zu guter Musik und zu guten Clubs ermöglichen. Die Idee: Durch neue Internetnetzwerke werden immer mehr minderjährige Bands bekannt – oft reicht für den Karriereeinstieg schon ein Profil auf MySpace. Mit den jungen Bands entsteht eine ebenso junge Fangemeinde, der aber zumindest offiziell der abendliche Konzertbesuch in Clubs versagt bleibt.

Nun ist es natürlich nicht so, als hätten Teenager bisher in den Jahren bis zur Volljährigkeit nur Benjamin-Blümchen-Kassetten gehört. Trotzdem biete die neue Partyreihe einen großen Vorteil, sagt Stephan Ritter vom Fritzclub: „Wir veranstalten eine Party in einem richtigen Club mit professioneller Technik, in dem auch ältere Leute ganz normal weggehen, Bands auftreten.“ Denkt man an die eigene Jugend zurück, kommen einem eher verklemmte Tanztees im örtlichen Jugendzentrum, Pfarrsaal oder in der Schulaula im Sinn. Ein bisschen Pfarrsaal-Atmosphäre ist im Fritzclub an diesem Sonntag schon noch zu spüren, auch wenn sich langsam ein paar kleine Grüppchen, ausschließlich Mädchen, auf die Tanzfläche trauen. Mulle, 15, aus Frankfurt/Oder, ist unzufrieden mit der Musik. „Sie ist zu langsam. Die sollen mal was rockigeres spielen“. Sie hat dem DJ bereits „Pieces of me“ von Britney Spears nahe gelegt. Im Moment läuft Amy Winehouse. „Musik, zu der man so langweilig tanzen soll, mögen wir nicht“, sagt Mulles Freundin Lotta.

Noch ein Gesetz des Nachtlebens kommt an diesem Nachmittag zur Geltung: Als Besucher eines Clubs möchte man auf keinen Fall zu den ältesten gehören. „Der DJ ist ja noch voll das Kind, echt süß“, findet Mulle, ihre Vermutung: „Der hat bestimmt ein paar Freunde dabei, deshalb sind hier alle so jung.“ Das stört ein bisschen. Denn ältere, erklärt Mulle, machen die bessere Party. Das findet auch Philipp, 16, aus Mühlbeck: „Bisschen pubertierende Sechstklässler-Atmosphäre hier.“

Die Party soll wiederholt werden. Ein Termin steht noch nicht fest. Den Eltern der Jugendlichen dürfte die neue Reihe im Fritzclub sehr recht sein. Weil hier garantiert niemand versucht, Alkohol am Türsteher vorbeizuschleusen. Komasaufen ist nicht, sagt einer belustigt. „Alkohol am Sonntagnachmittag? Wieso das denn?“

Lisa Zimmermann

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