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© dpa

Verkehr: Immer mehr Berliner steigen aufs Rad

Der Hauptstädter lassen ihr Auto immer häufiger stehen. Bus, Bahn, aber vor allem das Fahrrad haben Konjunktur. Das ergab eine Verkehrsuntersuchung der Berliner Verwaltung. Danach gibt es eine besonders gefährdete Risikogruppe unter den Verkehrsteilnehmern.

In Berlin wird immer weniger Auto gefahren, dafür mehr mit Bus und Bahn und vor allem mit dem Fahrrad. Außerdem nimmt zwar die Summe der Verkehrsunfälle insgesamt ab, aber die Zahl der verunglückten Senioren steigt. Diese Erkenntnisse präsentierte die Verkehrsverwaltung gestern in Form einer Broschüre namens „Mobilität in der Stadt – Berliner Verkehr in Zahlen“.

Dass mehr Senioren verunglücken, hängt in erster Linie mit dem immer größer werdenden Anteil der über 64-Jährigen an der Bevölkerung zusammen. Doch anders als bei anderen Risikogruppen (siehe Grafik) wird der Berliner Straßenverkehr für die Älteren nicht sicherer. Weil diese Bevölkerungsgruppe stark wächst, ist Abhilfe umso dringender nötig – aber relativ schwer zu erreichen, wie Friedemann Kunst sagt, der beim Senat die Vekehrsabteilung leitet: An Kinder komme man leichter, indem man sie in Kitas und Schulen informiert, und junge Leute ließen sich zumindest von manchem Leichtsinn durch mehr Kontrollen abhalten.

Licht und Schatten gibt es beim Autoverkehr: Mit etwa 320 Pkw pro 1000 Einwohner ist die Ausstattung der Berliner mit Autos im Bundesvergleich konkurrenzlos niedrig. Die Spanne reiche von mehr als 500 an den Stadträndern bis zu „deutlich unter 200 in großen Teilen der Innenstadt“, sagte Kunst. Aber die, die die wenigsten Autos haben, leiden am meisten unter Lärm und Dreck des Straßenverkehrs, wie die gemessenen Daten zeigen. Insgesamt müssen rund eine Million Berliner mehr als 55 Dezibel ertragen. Ab diesem Durchschnittswert gilt Lärm als potenziell gesundheitsschädlich. Auch der vom Verkehr verursachte Kohlendioxidausstoß ist seit der Wende kaum gesunken – während die Emission durch Industrie und Haushalte deutlich geringer geworden ist.

Dabei hat der Autoverkehr nach Auskunft von Kunst in der Summe um etwa zwei Prozent abgenommen. Während das Minus auf der Stadtautobahn minimal ist, beträgt es für manche Innenstadtstraßen bis zu zehn Prozent. Immer stärker genutzt wird dafür nicht nur die S-Bahn, sondern auch das Fahrrad. Im vergangenen Jahr wurde 18 Prozent mehr geradelt als 2001. An einer Zählstelle in Mitte liegt das Plus sogar bei fast 40 Prozent – mit immer stärker zunehmender Tendenz. Genaueres will der Senat im Laufe dieses Jahres ermitteln. Dann werden 20 000 Haushalte zu ihrem „Mobilitätsverhalten“ befragt.

Eine bemerkenswerte Erkenntnis liegt bereits auf dem Tisch: Immer mehr Auswärtige pendeln zum Arbeiten nach Berlin (siehe Grafik). Die Zahl der Berliner, die nach Brandenburg oder noch weiter zur Arbeit fährt, stagniert dagegen. Nach Auskunft von Kunst ist die Zahl der sogenannten Einpendler – zuletzt waren es rund 210 000 – im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten und angesichts der etwa 1,3 Millionen Arbeitsplätze in Berlin extrem gering.

Da die Einwohnerzahl der Stadt zumindest bis etwa 2015 konstant bleiben soll, rechnen die Planer auch nicht mit weniger Verkehr. Klar ist für sie angesichts der aktuellen Zahlen dreierlei: Senioren, Radler und Fußgänger müssen besser geschützt werden, der Weiterbau der Stadtautobahn durch Treptow bis zur Frankfurter Allee würde deutlich mehr Anwohner ent- als belasten, und gegen den Verkehrslärm muss noch viel getan werden, zumal eine entsprechende EU-Richtlinie dazu zwingt. Worauf sich Autofahrer einstellen müssen, ist aber noch unklar. Mitte dieses Jahres will sich die Verwaltung dazu äußern. 

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