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Strauss-Sohn

© ddp

Wachsfigurenkabinett: Tussauds erzürnt Bayern

Unter den Linden gibt’s mal wieder Ärger, genau: im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds. Dieses Mal geht es um CSU-Mann Franz Josef Strauß

Von einem „Skandal“ spricht Bayerns Europaminister Markus Söder. Und Parteikollege und CSU-Chef Erwin Huber formuliert es in der „AZ“ so: „Das ist eine Sauerei!“

Diesmal geht es nicht um Adolf Hitler, sondern um „FJS“, Franz-Josef Strauß. Der frühere CSU-Chef, bayerische Ministerpräsident und Bundesverteidigungsminister wird in der Ausstellung zwar nicht als Wachsfigur gezeigt, sondern auf einer Informationstafel aufgeführt. Und zwar unter der Rubrik: „Helden und Bösewichte“. Strauß, 1988 verstorben, wird mit einem Bild und einer Textpassage präsentiert, die sich auf seine Rolle in der „Spiegel“-Affäre konzentrieren. Der Politiker wird in der Ausstellung neben dem Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dem Jagdflieger im Ersten Weltkrieg Manfred von Richthofen gezeigt, sowie neben dem DDR-Spion Günter Guillaume.

Während Markus Söder innereuropäische Konflikte fürchtet, wenn sich das Außenministerium nicht einschalte („Das ist eine Belastung für die bayerisch-englischen Beziehungen“), poltert Sohn Franz- Georg, 47, dass die Darstellung „schleunigst aus dem Verkehr zu ziehen“ sei. Einen „Wicht“ wie Guillaume könne man nicht mit FJS vergleichen. Dies sei wie der „Vergleich zwischen einem Häufchen Hundedreck und der Zugspitze“.

Im Büro von Madame Tussauds ist man erstaunt über den Zornesausbruch in München. „Es liegt im Auge des Betrachters, wer hier ein Bösewicht ist“, sagte eine Sprecherin. Ja, man habe die „Spiegel“-Affäre klein erwähnt, „ein Anspruch auf Vollständigkeit der Daten zu den Personen deutscher Zeitgeschichte war aber auch nicht das Ziel“. Die „Spiegel-Affäre“ spielte im Jahr 1962: Damals wurde die Redaktion des Nachrichtenmagazins unter dem Vorwurf des Landesverrats gestürmt, Rudolf Augstein 103 Tage in Haft gehalten. Bisher habe sich Familie Strauß nicht persönlich über die Darstellung beschwert, sagte die Sprecherin. Jedenfalls nicht bei „Madame Tussauds“. Die Infotafel bleibe stehen.

Ach, und was macht Hitler gerade so? Der sei in der Werkstatt und werde wieder ausgestellt, ja, mit Schädel. Wann? „Bald“. AG/ddp

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