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Stadtleben: Wagnis im Walzertakt

Früher ein Top-Ereignis, dann eine große Pleite, jetzt ein gewagter Neuanfang: Der Berliner Presseball bekommt am Wochenende wohl seine letzte Chance

Eine altehrwürdige Tradition steht vor dem Neuanfang. Am kommenden Samstag debütiert der Berliner Presseball nach einer langen Leidensgeschichte – unter neuer Leitung und an einem neuen Ort. Die Wiederbelebung muss Andreas Dorfmann gelingen. Denn dem Mann, den viele aus dem Berliner Fernsehen und Radio kennen, gehört mittlerweile die Marke Presseball, die er vom Berliner Journalistenverband gekauft hat. 75 Prozent gehören ihm, 25 Prozent seiner Partnerin Marina Schill. Für die Ballvorbereitungen hat Dorfmann sein Hauptgeschäft, Fernsehproduktionen, nach eigenen Worten vernachlässigt. „Besonders die Bürokratie hat uns zu schaffen gemacht, die vielen Bestimmungen im Zusammenhang mit Sicherheit und Tombola“, seufzt er. Die wärmsten Worte findet Dorfmann für Ilan Mor, den Gesandten der Israelischen Botschaft: „Ohne die umfangreiche Unterstützung durch die Botschaft hätten wir das alles nicht schaffen können“, sagt er.

„Shalom Israel“ ist das Motto dieses ersten Presseball unter neuer Regie, der insgesamt aber schon der 109. in Berlin ist. Für Ilan Mor ist der traditionsreiche Ball eine ideale Plattform, die schönen Seiten seines Landes hervorzuheben. „Wir haben Tel Aviv mit den schönen Stränden und den tollen Nachtclubs, wir hatten drei Nobelpreisträger innerhalb von zwei Jahren...“ Und natürlich würden die Weine immer besser. Koschere Weine unter anderem aus Galiläa werden am Ballabend auch serviert.

Lange Jahre wurde der Presseball im unglamourösen ICC gefeiert, war im alten West-Berlin trotzdem der Höhepunkt des damals allerdings mageren gesellschaftlichen Lebens. Dort hielten die Stadtkommandanten Hof, und Top-Politiker nutzten den Ball für ein Statement für das ummauerte West-Berlin.

Mit dem Regierungsumzug kam die Konkurrenz. Der Bundespresseball, der im November gefeiert wird, ist zwar geladenen Gästen vorbehalten, aber trotzdem eine Herausforderung. Manchem Stammgast der VIP-Listen reicht ein Presseball pro Jahr völlig aus. Hinzu kommen immer neue Galas. Ungeschicklichkeiten, zum Beispiel die vorübergehende Verlegung mitten in die veranstaltungsüberladene Berlinale-Zeit, trugen zum Niedergang des alten Presseballs bei. Nach dem letzten Ball kam schließlich die Pleite, weil der Journalistenverband die Rechnungen des Ritz-Carlton nicht mehr bezahlen konnte.

Das große Interesse an den Karten hat die neuen Betreiber nach eigenen Angaben selbst überrascht. Die 1500 Tickets zum Preis zwischen 180 und 580 Euro sind offenbar überraschend schnell weg gegangen, die teuersten zuerst. Zahlreiche Berliner Prominente wollen auch teilnehmen, Altstammgast Eberhard Diepgen zum Beispiel, aber auch Walter Momper, der den Ball bereits einige Male eröffnet hat. Christina Rau habe ebenso zugesagt wie Bischof Wolfgang Huber. Herz-Professor Roland Hetzer will kommen, die Senatoren Ehrhart Körting und Harald Wolff haben zugesagt, CDU-Landeschef Friedbert Pflüger, Nachrichtensprecher Jan Hofer, der Wirtschaftsweise Bert Rürup und Produzentin Regina Ziegler.

Der israelische Botschafter Yoram Ben-Zeev wird eine Rede halten, und der Erlös von Tombola und Vertsteigerung gehen an das Sapir College, das in der Nähe des Gaza-Streifens liegt.

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