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Wohnungsmarkt: Immobilienpreise machen Berlin zum Dänen-Domizil

Immer mehr Skandinavier kaufen Wohnungen, weil sie in Berlin Urlaub machen oder investieren wollen.

Trine Borre war eine der Ersten. Gemeinsam mit 15 Freunden kaufte die dänische Maklerin vor zwei Jahren eine Wohnung in Neukölln, die von der Gruppe seitdem reihum als Ferienwohnung genutzt wird. Weil ihr Berlin gefiel, kam sie auf die Idee, dass auch andere Landsleute Interesse an einer Immobilie in der deutschen Hauptstadt haben könnten. „Viele Dänen haben ein Ferienhaus in Griechenland oder Italien, warum nicht auch in Berlin?“, fragt die 29-Jährige. Schließlich sind die Preise an der Spree wesentlich günstiger als in skandinavischen oder anderen europäischen Metropolen. „In Kopenhagen haben sich die Wohnungspreise in den vergangenen zehn Jahren etwa verfünffacht“, sagt sie. Davon können hiesige Immobilienhändler nur träumen. „In Berlin zahlt man für einen Quadratmeter rund 1000 bis 1500 Euro“, bestätigt Jürgen Michael Schick, Sprecher des Immobilienverbandes Deutschland (IVD). Das sei ein Bruchteil dessen, was Grundstücke in Dänemark kosten. „In Kopenhagen liegen die Preise bis zu vier- oder fünfmal über denen von Berlin.“

Das scheint sich langsam auch nördlich von Schleswig-Holstein herumzusprechen. Ende 2006 hatten bereits mehr als 7500 Skandinavier ihren Erstwohnsitz in Berlin. Seit einem Jahr betreibt Trine Borre nun die Immobilienfirma „Berlinmaegleren“, die Eigentumswohnungen hauptsächlich an Dänen verkauft – momentan etwa drei bis fünf pro Monat. Zwei weitere Unternehmer seien bereits mit einem ähnlichen Angebot am Markt, sagt sie.

Interessant sind für die Käufer jedoch nicht nur die Preise, sondern auch das, was die Stadt selbst zu bieten hat. „Berlin ist zurzeit die Metropole in Europa“, sagt Borre. „Die Menschen reizt das kulturelle Angebot und die Geschichte der Stadt.“ Für Skandinavier sei sie darüber hinaus besonders interessant, weil sie leicht zu erreichen ist. Mit dem Flugzeug ist man von Kopenhagen aus gerade mal eine Stunde unterwegs. Tickets für Hin- und Rückflug sind bereits ab rund 60 Euro zu bekommen.

Dass die Zahl der skandinavischen Investoren zunimmt, hat auch Jörg Ettmann von der Berliner Niederlassung der Immobilienfirma Aengevelt beobachtet. „Vor ein paar Jahren lag ihr Anteil noch deutlich niedriger“, sagt er und auch Jürgen Michael Schick, Sprecher des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) bestätigt den Trend. „Seit vier Jahren haben wir einen boomenden Immobilienmarkt in der Stadt. Sowohl auf dem Investmentmarkt als auch auf dem Privatmarkt gilt Berlin heute als Investors Darling.“ Nachdem zuerst die großen Private-Equity-Fonds meist angelsächsischer Herkunft mitunter gleich ganze Wohnungsgesellschaften aufgekauft hätten, wären dann internationale Investoren gefolgt, die in der Regel aber nur an einzelnen Häusern Interesse zeigen. Seit rund einem Jahr erkundigen sich nun auch viele vermögende Privatpersonen nach Immobilien in Berlin. „Manche kaufen ganze Häuser, andere nur Eigentumswohnungen“, sagt Schick.

Rund 75 Prozent der Käufer in Berlin stammen aus dem Ausland. Rund die Hälfte der privaten Anleger käme aus angelsächsischen Ländern, der Anteil der Skandinavier sei inzwischen jedoch auf 25 Prozent angestiegen. Von denen wiederum bildeten die Dänen die größte Gruppe. Deren Kauffreude sei nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen von Dänemark aus gut zu erreichenden Städten wie Kiel, Hamburg oder Rostock zu verzeichnen.

Nicht alle Käufer wollen ihre Immobilie jedoch auch privat nutzen. Nur zwei Drittel suchen eine Ferienwohnung, sagt Maklerin Trine Borre. Ein Drittel sieht die Wohnung hingegen als Investition, die Rendite abwerfen soll. In Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain, den Bezirken, die bei den skandinavischen Käufern besonders beliebt seien, sind die Preise demnach in den vergangenen anderthalb Jahren bereits um 20 Prozent gestiegen.

Auch IVD-Sprecher Schick geht davon aus, dass sich die Investitionen langfristig lohnen könnten. „Das Risiko für die Anleger ist vergleichsweise gering.“ Anders als in Spanien, Italien oder England seien die Immobilienpreise in der Stadt seit Jahren stabil. Folglich gebe es hier keine infolge von Preissteigerungen gewachsene Blase, die jederzeit platzen könnte. Langfristig heißt das für die Mieter allerdings: Die Preise steigen.

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